Introvertierter Schanzen-Star Prevc will Tournee gewinnen
Oberstdorf (dpa) - Flotte Sprüche sind nicht sein Ding, coole Sprünge dagegen schon - Überflieger Peter Prevc lässt lieber Taten als Worte sprechen.
Dass die Wettanbieter und Experten in ihm den heißesten Sieganwärter bei der 64. Vierschanzentournee sehen, ist dem Weltcup-Spitzenreiter fast schon peinlich. „Ich will kein Favorit sein“, sagt der introvertierte Skisprung-Star aus Slowenien bescheiden.
Der Rolle entziehen kann sich der 23-Jährige nach seinen überragenden Auftritten in diesem Winter aber nicht. Dreimal wurde er Zweiter, zuletzt dreimal in Serie Erster. Beim Auftaktspringen an diesem Dienstag in Oberstdorf trägt er das Gelbe Trikot als sichtbares Zeichen seiner Dominanz. „Peter Prevc ist sicher einer der Topfavoriten. Er ist in der Blüte seiner Jahre und echt gefährlich“, sagt Bundestrainer Werner Schuster über den großen Gegenspieler des deutschen Hoffnungsträgers Severin Freund.
Schon in der vergangenen Saison lieferten sich die beiden Ausnahmekönner einen dramatischen Kampf um die Große Kristallkugel. Am Ende waren Prevc und Freund punktgleich - der Bayer triumphierte letztlich nur wegen der höheren Anzahl an Saisonsiegen. „In den vergangenen Jahren war er gemeinsam mit Severin der konstanteste Springer“, lobt Schuster den „Schweiger aus Kranj“.
Wie einst Tournee-Rekordsieger Janne Ahonen gilt Prevc nicht gerade als kommunikativ. „Er ist kein Mann der großen Worte. Wenn du ihn ansprichst, antwortet er. Aber von sich aus sagt der kein Wort“, berichtet Michael Hayböck aus Österreich, der bei der Tournee im Vorjahr als Zweiter knapp vor Prevc lag.
Titelverteidiger Stefan Kraft bewundert das Können des Überfliegers, der in seiner Freizeit gerne Volleyball oder am Computer spielt. „Peter ist ein ganz cooler Typ. Sein Flugsystem stimmt eigentlich immer“, sagt der Österreicher. „Seine Technik ist sehr stabil und die effektivste. Das würde ich auch gerne so hinbekommen.“
Tut derzeit aber niemand im Weltcup, wo Prevc jede Woche schön und weit fliegt. Kein Wunder: Nach etlichen zweiten Plätzen bei Olympia, WM und im Gesamt-Weltcup will der älteste der drei Skisprung-Brüder endlich einmal ganz oben stehen. Der Slowene, der in den Anfangsjahren von seinem Vater trainiert wurde, hat im Sommer noch mehr Schweiß vergossen. „Letztes Jahr war ich nicht so gut vorbereitet wie dieses Jahr“, berichtet er.
Das ist auch Schuster nicht verborgen geblieben. „Er und sein Umfeld sind bis in die Haarspitzen motiviert. Wenn er hinter Severin Zweiter geworden ist, ist er am nächsten Tag gesprungen, als gäbe es kein Morgen mehr“, schildert der Bundestrainer seine Eindrücke. Schuster glaubt daher nicht an einen Einbruch bei der Tournee: „Wenn die einer durchhält, dann Prevc. Er kann auch 30 Wettbewerbe am Stück machen.“
Mit seinen Erfolgen ist Prevc nicht nur Vorbild für seine Brüder Cene (19 Jahre) und Domen (16), der als Zweiter beim vorweihnachtlichen Weltcup in Engelberg erstmals neben ihm auf dem Podium stand, sondern in seiner Heimat längst zum Star geworden. Von dem Hype um seine Person lässt sich Sloweniens „Sportler des Jahres“ aber nicht mitreißen. „Ich mache das Handy immer aus“, erzählt er grinsend. Im Falle des Tournee-Triumphes würde er sich diesen Luxus aber wohl kaum leisten können.