Kein Podestplatz für DSV-Adler - Bardal siegt
Willingen (dpa) - Vorjahressieger Severin Freund lächelte nach dem verpassten Podestplatz beim Heim-Weltcup in Willingen etwas gequält, und auch Richard Freitag blieb bei der eindrucksvollen Flugshow des Norwegers Anders Bardal nur die Rolle des staunenden Zuschauers.
24 Stunden nach ihrem geschlossenen Formationsflug auf Rang drei im Mannschaftswettbewerb sind Deutschlands Skispringer im Einzel leer ausgegangen. Beim überlegenen Sieg von Bardal, der erstmals ins Gelbe Trikot des Weltcup-Spitzenreiters schlüpfte, landete Freitag vor über 11 000 Fans auf dem siebten Rang. „Natürlich fehlt noch etwas, deshalb hat es nicht für ganz vorne gereicht. Aber es wäre ja langweilig, wenn wir schon alles beisammen hätten“, erklärte der 20-Jährige nach Weiten von 140,5 und 144,5 Metern.
Für Freund, der im Vorjahr an gleicher Stätte den zweiten Weltcupsieg seiner Karriere gefeiert hatte, blieb mit 140 und 146 Metern der neunte Rang und die Erkenntnis: „Natürlich wäre ich gerne aufs Podest gekommen, aber es waren heute nicht die perfekten Sprünge. Es war aber trotzdem cool.“
Mit Sprüngen von 145,5 und 148 Meter verwies Bardal den Tschechen Roman Koudelka und den Japaner Daiki Ito auf die Plätze. Schon am Vortag hatte Bardal mit seinen Kollegen den Teamwettbewerb dominiert. Die Norweger dürfen als souveräne Spitzenreiter in der Team Tour auf die Siegprämie von 100 000 Euro hoffen, die nach den Wettbewerben in Klingenthal und Oberstdorf ausgeschüttet wird.
Deutschland ist Dritter hinter Japan, aber vor Weltmeister und Olympiasieger Österreich. „Der Wettkampf war gar nicht so schlecht, aber eben nicht perfekt. Es gab drei, vier Jungs, die wahnsinnig toll geflogen sind. Heute ist es uns noch nicht gelungen, in diese Phalanx einzudringen“, bilanzierte Bundestrainer Werner Schuster.
Am Vortag hatte das DSV-Quartett trotz eines schwächelnden Maximilian Mechler unter dem Jubel der Fans mit Rang drei den ersten Saison-Podestplatz in einem Teamwettbewerb gelandet. „Schön, dass wir auf dem Podest stehen. Das haben wir in dieser Saison noch nicht geschafft. Diesen Einstieg haben wir uns gewünscht. Deshalb war es ein richtig guter Wettkampf“, sagte der überragende Freund.
Der Bayer flog im ersten Durchgang auf die Tagesbestweite von 145,5 Meter und legte im Finale 138 Meter nach. In einem spannenden Duell mit Japan hatte die deutsche Mannschaft mit 1,9 Punkten Vorsprung knapp die Nase vorn. „Wir haben unseren besten Teamwettkampf in dieser Saison gemacht. Von den acht Sprüngen waren fünf gut. Sonst waren nur vier gut. Aber wenn wir gewinnen wollen, brauchen wir sieben gute“, stellte Schuster fest.
An der Spitze waren die Norweger mit 999,2 Zählern eine Klasse für sich: Sie distanzierten den Weltmeister und Olympiasieger Österreich (976,3) überraschend deutlich und gehen nach dem starken Auftritt im Einzel als Favorit auf die Siegprämie von 100 000 Euro in die ausstehenden Wettbewerbe.
Der Bundestrainer sieht der Fortsetzung der Heim-Tour ebenfalls zuversichtlich entgegen. „Wir sind auf einem guten Weg. In den vergangenen zehn Jahren waren Martin Schmitt, Michael Uhrmann und Michael Neumayer immer fix für die Mannschaft. Es war das erste Springen, wo keiner der Drei dabei war. Trotzdem hat die Mannschaft das Niveau gehalten“, lobte Schuster.