Olympia-Gold kein Rucksack: Vogt startet ohne Druck

Lillehammer (dpa) - Das Gold von Sotschi empfindet Carina Vogt nicht als Last auf ihren schmalen Schultern.

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Sie spüre keinen Druck, beteuerte die erste Skisprung-Olympiasiegerin der Geschichte vor dem Start in die WM-Saison am Freitag in Lillehammer und verkündete: „Ich will ganz entspannt in den Winter gehen und jeden Tag nehmen, wie er ist.“

Der Hype um die zierliche und oft schüchterne Athletin hat sich mittlerweile gelegt. Natürlich wird sie jetzt von mehr Menschen erkannt und von den Medien öfter befragt als vor ihrem Gold-Coup. Doch nun ist Vogt wieder im Alltag angekommen. „Persönlich hat sich nicht viel verändert. Ich bin nach Olympia direkt wieder in die Ausbildung bei der Bundespolizei eingestiegen. Mein Freundeskreis ist auch der gleiche geblieben“, berichtete sie.

Nach Sotschi konnte sie wegen einer Knieoperation erst im September wieder voll ins Training einsteigen. „Bei mir läuft es insofern noch nicht optimal, dass beim Springen nicht alle Abläufe selbstverständlich genug sind“, beschrieb Vogt daraus resultierende Defizite.

Ihre Vorfreude auf den Winter mindert dies nicht. „Ich hoffe auf einen guten Einstieg in die Saison. Ich fühle mich sehr gut, es kann losgehen. Die Schanze hier ist zwar recht alt, trotzdem hat sie ein modernes Profil. Das liegt mir“, sagte Vogt vor dem Weltcupauftakt.

Ehrungen, Partys und Auftritte in TV-Sendungen sind vorerst wieder passé. Für Vogt kein Problem, denn ins Rampenlicht hat es sie nie gedrängt. „Die Wochen nach Olympia waren extrem, das kannte ich ja gar nicht. Jetzt ist es wieder weniger geworden“, erzählte die 22-Jährige. Nur den süßen Geschmack des sportlichen Erfolges will sie auch künftig nicht missen: „Ich habe die Ansprüche, wieder in der Weltspitze vorne mitzuspringen. Ich möchte das Beste aus mir herausholen.“

Ob ihr das schon zum Auftakt in Lillehammer gelingt, ist aufgrund der holprigen Vorbereitung fraglich. Weil ihre Teamkolleginnen Ulrike Gräßler, Svenja Würth und Pauline Heßler ebenfalls längere Ausfallzeiten hatten, stapelt Bundestrainer Andreas Bauer tief: „Momentan geht es für die Genesenen erst einmal darum zu zeigen, dass sie den Anschluss an die Weltelite wieder herstellen können.“

Dennoch gibt sich auch Bauer entspannt, weil er weiß: „Wir haben anschließend noch einmal vier Wochen Zeit, bevor die Saison im Januar mit dem Weltcup in Sapporo richtig Fahrt aufnimmt. Eigentlich ist das eine lange Pause, die jeden Wettkampfrhythmus bricht. In unserer Situation kommt uns das aber entgegen. Noch brauchen wir ein paar Übungseinheiten für den optimalen Formaufbau.“ Spätestens bei der Weltmeisterschaft Mitte Februar sollen alle topfit sein. Damit auch in Falun so schön gejubelt werden kann wie in Sotschi.