Rosige Aussichten für DSV-Springer

Oslo (dpa) - Schneller als erwartet hat sich Richard Freitag in der Weltspitze etabliert. Dank des erst 20 Jahre alten Sachsen und seines Zimmerkollegen Severin Freund dürfen die deutschen Skispringer von einer rosigen Zukunft träumen.

Auch der Bundestrainer kann mal irren: Als Richard Freitag beim Saisonauftakt der Skispringer in Kuusamo auf Anhieb in den Top Ten landete, wollte Werner Schuster dies noch nicht als Fingerzeig für den Winter werten. Gut drei Monate danach darf der Chefcoach zufrieden bilanzieren, dass nach Severin Freund auch Freitag in seiner ersten kompletten Weltcupsaison auf Anhieb den Sprung in die Weltspitze geschafft hat. „Richard hat sich super weiterentwickelt“, lobt Schuster den Senkrechtstarter.

Vor dem Auftritt am legendären Holmenkollen am Sonntag und dem Saisonfinale in der kommenden Woche mit dem Skifliegen in Planica hat Freitag seinem Zimmerkumpel Severin Freund sogar den Rang als Nummer 1 im DSV-Team abgelaufen. Nach seinem zweiten Platz in Trondheim stand der 20-Jährige zum fünften Mal auf dem Podium, in der Weltcup-Gesamtwertung liegt er mit 914 Punkten auf dem siebten Rang. Eine solche Bilanz konnte nicht einmal Martin Schmitt aufweisen, der erst in seinem zweiten Jahr auf der großen Bühne durchstartete und es in seiner Karriere auf 28 Siege brachte.

Kein Wunder, dass nicht nur der Bundestrainer große Stücke auf Freitag hält. „Er hat sich sukzessive nach oben gekämpft. Ich denke, er steht vor einer großen Zukunft“, sagt TV-Experte Dieter Thoma. Für den viermaligen Olympiasieger Jens Weißflog hat Freitag „das Potenzial, sich dauerhaft in der Weltspitze zu etablieren. Es ist schön, wenn aus einem Springer, dem man Talent nachsagt, auch etwas wird und er nicht zum ewigen Talent verkommt.“

Freitag selbst sieht seinen Höhenflug, der mit dem ersten Weltcupsieg in Harrachov und Team-Silber bei der Skiflug-WM seine vorläufige Krönung erfuhr, eher gelassen. „Ich bin noch lange nicht fertig“, sagt der Youngster. Man darf das durchaus doppeldeutig auffassen: Sowohl in seiner Entwicklung als auch bei der Jagd nach Erfolgen.

Dank Freitag und Freund, der immerhin dreimal auf das Podium sprang und als Gesamtneunter seinen im Vorjahr angetreten Aufstieg in die Weltspitze bestätigte, ist der deutsche Skisprung wieder aufgeblüht. Zwei Asse in den Top Ten der Gesamtwertung gab es zuletzt vor zehn Jahren, als der Hype um Sven Hannawald und Schmitt auf dem Höhepunkt war.

Für den Deutschen Skiverband (DSV) ist die Renaissance der Weitenjäger ein Glücksfall. Denn neben Biathlon und Ski alpin ist Skispringen die dritte wichtige Säule bei der Finanzierung des Wintersports. Schuster hat daher schon vor den letzten Wettkämpfen ein positives Fazit gezogen. „Wir springen die beste Saison seit vielen Jahren und sind auf einem guten Weg“, erklärt der Bundestrainer. Ein Irrtum scheint dieses Mal ausgeschlossen.