Freund WM-Vierter - Kranjec fliegt zu Gold
Vikersund (dpa) - Als Robert Kranjec ausgelassen seinen Triumph bei der Skiflug-WM bejubelte, stand Severin Freund lächelnd daneben und freute sich über den aus seiner Sicht gar nicht so undankbaren vierten Platz.
Der 23-Jährige verpasste in der Einzelentscheidung als Vierter zwar eine Medaille, die für ihn an diesem Tag trotz einer Klassevorstellung aber außer Reichweite war. „Ich bin ein sehr glücklicher Vierter. Bei meiner ersten Skiflug-WM ist das eine richtig starke Leistung“, resümierte Freund. Nach Flügen auf 210,5 und 208,5 Meter fehlten dem Bayern 13,6 Punkte zum Bronze-Platz, den sich Top-Favorit Martin Koch aus Österreich sicherte.
Zweiter wurde der Norweger Rune Velta. „Über die Rechtmäßigkeit der Podiumsbesetzung muss man nicht sprechen. Die drei haben schon an den Tagen zuvor gezeigt, dass sie dahin gehören. Ich gehe sehr zufrieden aus dem Wettkampf heraus“, sagte Freund.
Richard Freitag komplettierte als Neunter das gute Ergebnis der DSV-Adler. Andreas Wank kam auf Rang 17, Maximilian Mechler wurde 23. „Es war ein guter Wettkampf unserer Mannschaft und ein deutlicher Schritt nach vorn beim Skifliegen. Für den ganz großen Wurf müssen wir noch etwas Geduld haben“, bilanzierte Bundestrainer Werner Schuster.
Wie schon am Vortag wurde der zweieinhalb Stunden andauernde Wettbewerb für alle Athleten zu einer Nervenprobe. Immer wieder musste die Jury wegen schwieriger Windbedingungen unterbrechen. Am Ende wurde der Weltmeister statt in vier nur in zwei Durchgängen gekürt.
In einem dramatischen Finale überflügelte der zur Halbzeit auf Rang sechs liegende Freund die beiden Norweger Anders Bardal und Anders Fannemel, der im ersten Versuch mit 244,5 Metern den Weltrekord seines Landsmannes Johan Remen Evensen nur um zwei Meter verfehlt hatte.
Dann segelte der Slowene Kranjec auf 244 Meter und setzte damit Topfavorit Koch unter Druck. Der Österreicher stürzte bei 243 Meter, blieb aber zum Glück unverletzt. Velta nutzte die Gunst der Stunde und zog mit 234,5 Metern noch vorbei.
Von solchen Weiten konnte Freund bei schlechteren Bedingungen nur träumen. „Oben war noch mehr Wind als gestern. Der hat schon richtig gebremst, so dass man langsam geworden ist in der Luft. Da hat man zwar mehr Zeit, das Ganze zu genießen. Aber ich hätte mir gewünscht, etwas schneller zu sein“, erzählte Freund. Im Teamwettbewerb soll es nun mit einer Medaille klappen. „Wir haben berechtigte Chancen und werden alles geben, damit wir am Ende auf dem Podest stehen“, verkündete Freund.
Zuversicht verbreitete auch Freitag, der nach Sprüngen auf 210 und 212 Meter zufrieden von der größten Schanze der Welt ging. „Ich hatte mir einen Top-Ten-Platz vorgenommen. Schön, dass ich das geschafft habe. An meinen Flügen muss ich aber noch arbeiten“, erklärte der 20-Jährige.
Pech hatte er im ersten Durchgang, als er wie Wank minutenlang auf seinen Sprung warten musste. „Die Schuhe waren schon fest geschnürt, da stirbt schnell der Fuß ab. Aber man muss damit klarkommen. Es ist allerdings nicht so schön zu springen. Es war eine Lotterie und ich hatte leider kein Glück“, meinte Wank nach Weiten von 189,5 und 197,5 Metern.