Freund und Freitag auf WM-Medaillenjagd

Vikersund (dpa) - Deutschlands Skispringer wollen bei der Skiflug-WM eine Medaille gewinnen. Der Fokus liegt auf dem Teamwettbewerb. Bundestrainer Schuster sieht seine Asse Freund und Freitag aber auch im Einzel nicht chancenlos.

Das „fliegende Doppelzimmer“ mit Severin Freund und Richard Freitag ist bereit für den Showdown auf dem Monster-Bakken von Vikersund. Vor ihrem Premierenauftritt bei der Skiflug-WM ist bei Deutschlands Top-Skispringern von Aufregung oder gar Angst nichts zu spüren. „Das ist ein geiler Bakken. Die Schanze ist extrem, schnell, weit“, erklärte Freitag vor dem WM-Auftakt ganz cool. Zimmerkollege Freund verkündete angriffslustig: „Wir wollen auf alle Fälle eine Medaille mit der Mannschaft.“

Allerdings verlief der erste Tag für das deutsche Top-Duo durchwachsen. Nachdem Freitag am Donnerstag im Training zweimal deutlich über 200 Meter geflogen war, reichte es in der von schwierigen Windbedingungen beeinträchtigten Qualifikation nur zu 178,5 Metern. „Das hing mit dem Wind zusammen. Insgesamt hat es Spaß gemacht. Ich freue mich auf den Wettbewerb“, sagte Freitag.

Der aufgrund seiner Top-Ten-Platzierung im Gesamtklassement bereits qualifizierte Freund stand im Training mit 216,5 Metern den weitesten Sprung der DSV-Adler. In der Ausscheidung musste er sich mit 184 Metern begnügen. „Ich bin heute nur einmal richtig ins Fliegen gekommen. Ich hoffe, in den nächsten Tagen ist mir das Glück hold. Das ist auf dieser Schanze nie verkehrt“, sagte der 23-Jährige.

Neben dem Top-Duo sind Andreas Wank und Maximilian Mechler in der Einzelkonkurrenz am Freitag und Samstag dabei. Der 28-Jährige aus Isny erhielt von Bundestrainer Werner Schuster den Vorzug vor Oldie Michael Neumayer und rechtfertigte das Vertrauen in der Qualifikation mit einem Satz auf 186 Meter. Im Training war es für den Allgäuer sogar auf 213 Meter gegangen. „Der Sprung war wirklich cool“, sagte Mechler.

Schuster sieht seine Schützlinge für das Wettfliegen mit der Weltelite um Top-Favorit Martin Koch, der im Training auf die Tagesbestweite von 237 Meter segelte, und Titelverteidiger Simon Ammann gewappnet. „Es war keine enthusiastische Qualifikation. Der Rückenwind hat die Sache schwer gemacht und große Weiten verhinder. Aber wir sind auch im Einzel nicht ganz chancenlos. Das wäre zwar eine große Überraschung, aber es müssen alle erst mal von der Schanze runter“, meinte der Coach.

Zu den heißen Titelanwärtern zählen auch der norwegische Weltcup-Spitzenreiter Anders Bardal, der Slowene Robert Kranjec, der Pole Kamil Stoch, der Österreicher Gregor Schlierenzauer und Daiki Ito aus Japan. „Wir sind in einer interessanten Außenseiterposition. Das ist eine vorteilhafte Position, aus der heraus wir uns bestmöglich präsentieren und in Szene setzen wollen“, formulierte Schuster den Anspruch.

„Der Modus, den Weltmeister über zwei Tage zu ermitteln, ist interessant. Über diesen Zeitraum muss tatsächlich alles zusammenpassen, und ich hoffe natürlich, dass auch ich meine sieben Sachen beieinanderhabe“, sagte Freund.

Der Fokus liegt aber ganz klar auf dem Teamwettbewerb am Sonntag. „Da wollen wir mit den besten Mannschaften der Welt mithalten und eine Medaille gewinnen. Wir haben drei Leute, die seit Wochen konstant gut springen. Wenn wir den Vierten dazubekommen, sollten wir konkurrenzfähig sein“, erklärte Schuster.

Er erwartet eine fulminante Weitenjagd, bei der sowohl die von Neumayer mit 227,5 Metern gehaltene deutsche Bestmarke als auch der Weltrekord des Norwegers Johan Remen Evensen von 246,5 Metern fallen könnten. „Natürlich haben unsere Athleten auch die deutsche Rekordmarke im Auge. Nach den Erfahrungen im letzten Winter bietet der Riesenbakken bei optimalen Bedingungen eine Möglichkeit, diese nach oben zu schrauben“, sagte Schuster.