WM-Silber befeuert Aufbruchstimmung bei DSV-Adlern

Vikersund (dpa) - Die deutschen Skispringer sorgen wieder für Furore. Mit dem zweiten Platz bei der Skiflug-WM etabliert sich das DSV-Team in der Weltspitze. Bis zu Olympia 2014 soll der Weg konsequent fortgesetzt werden.

Für die große Medaillenparty nach dem silbernen Höhenflug bei der Skiflug-WM fehlte den deutschen Ski-Adlern die Kraft. Bei einem gemeinsamen Abendessen in der „Pizzeria Fellini“ in Drammen begossen Rekordmann Richard Freitag und Co. mit ein paar Gläsern Bier den größten Teamerfolg in der WM-Geschichte, dann sanken die glücklichen DSV-Springer weit vor Mitternacht erschöpft in ihre Betten.

Dort träumten sie vielleicht von einer goldenen Zukunft, die nach den tollen Auftritten in diesem Winter mit der silbernen Krönung in Vikersund nicht mehr utopisch erscheint. „Voriges Jahr war es bei der WM Bronze, heuer Silber, mal sehen was nächstes Jahr kommt. In unserem Team ist eine wahnsinnsgute Dynamik drin, da ist viel möglich“, sagte Severin Freund.

Der 23 Jahre alte WM-Vierte im Einzel und sein Zimmerkollege Freitag, der im Teamwettbewerb mit 230 Metern deutschen Rekord sprang, haben auf dem Monster-Bakken die letzten Zweifel an ihrer Weltklasse beseitigt. Kein Wunder, dass Bundestrainer Werner Schuster ins Schwärmen geriet: „Wir sind dabei, die beste Saison seit vielen Jahren zu springen. Man sieht, dass wir auch mannschaftlich vorwärtskommen.“

Vor zwei Jahren in Planica lagen die DSV-Springer als Siebte im Team über 300 Punkte hinter Österreich. Dieses Mal fehlten lediglich 26 Zähler zum Titelverteidiger und zum Sensations-Gold. „Die Österreicher haben insgesamt noch mehr Qualität und sind noch außer Reichweite. Wenn wir wirklich mal gewinnen wollen, müssen wir definitiv noch ein, zwei junge Leute dazubekommen, die öfter mal in die Top Ten springen. Dann können wir die Lücke vielleicht schließen“, formulierte Schuster das Ziel für die nächsten Jahre.

Seine euphorisierten Athleten äußerten sich kecker. „Natürlich darf man in der langfristigen Sicht nach oben schielen. Das sich etwas tut im Team sieht man ja“, betonte Freund. Und Andreas Wank erklärte angriffslustig: „Mittlerweile sind wir schon nah dran. Das stärkt uns. Irgendwann knacken wir sie. Jeder weiß, was er drauf hat. Wir haben zur Zeit ein super Klima und pushen uns gegenseitig hoch.“

Die alten Platzhirsche wie Martin Schmitt oder Michael Neumayer, der bei der WM nur Ersatzmann war, werden kaum noch vermisst. „Es wird nicht leichter für sie“, erklärte Schuster. Er hofft, in den kommenden zwei Jahren bis zu den Olympischen Winterspielen in Sotschi mit seiner verjüngten Spaß-Truppe auf einem hohen Niveau weiterarbeiten können.

Dies ist dringend nötig, denn die Konkurrenz schläft nicht. „Wir müssen erst einmal an Norwegen als erstem Verfolger vorbeiziehen, auch wenn die hier leer ausgegangen sind. Und bei den Slowenen kommt extrem starker Nachwuchs, da haben wir heuer etwas verloren“, warnte Schuster vor übertriebenen Erwartungen.

Freund rechnet zwar mit dem einen oder anderen Rückschlag, vom Erfolgsweg will er sich mit seinen Kollegen dadurch aber nicht abbringen lassen: „Wichtig ist, dass man nie den Glauben verliert.“ Der Blick ist jedenfalls nach oben gerichtet. „Wir werden uns natürlich Mühe geben, dass wir näher an Österreich herankommen. Wann das sein wird, kann man jedoch nicht sagen“, erklärte Freitag.