Schuster startet Olympia-Countdown für DSV-Springer
Bischofshofen (dpa) - Kaum war die von Partymuffel Thomas Diethart dominierte 62. Vierschanzentournee Geschichte, startete Werner Schuster mit der Vergabe der ersten vier Olympia-Tickets den Countdown für die Medaillen-Mission bei den Winterspielen.
„Unser Ziel ist es, in Sotschi zwei Medaillen zu machen. Eine im Einzel und eine in der Mannschaft. Daran halten wir fest, auch wenn wir bei der Tournee nicht das Niveau hatten“, verkündete der Chefcoach der deutschen Skispringer nach dem Finale furioso in Bischofshofen.
Während sich Österreichs neuer Schanzen-Star Diethart noch Stunden nach seinem sensationellen Triumph den Fragen der Journalisten stellen musste, brachen die DSV-Adler so schnell wie möglich ihre Zelte ab. Nach einem der schwächsten Auftritte seit der Wiedervereinigung gilt es für Schuster, seine Schützlinge für Olympia in Form zu bringen. „Wir müssen die nächsten Weltcups nutzen, um uns für Sotschi in eine Position zu bringen, wo man wirklich Medaillen machen kann. Das ist im Einzel derzeit nicht möglich, wird es aber wieder sein. Und als Team sind wir nicht schlechter aufgestellt als zuvor“, behauptete er.
Direkt nach dem letzten Tourneespringen nominierte er Severin Freund, Richard Freitag, Andreas Wellinger und Marinus Kraus für Olympia. Den fünften Startplatz springen Andreas Wank und Routinier Michael Neumayer bei den Weltcups in Wisla (16. Januar) und Zakopane (18./19. Januar) aus. „Es muss Ruhe und Klarheit in die Mannschaft. Diese Vier haben sich abgesetzt. Sie waren alle schon auf dem Podest, die anderen haben sich bisher nicht aufgedrängt“, begründete Schuster seine frühzeitige Festlegung.
Obwohl die Vierschanzentournee überhaupt nicht nach seinen Vorstellungen verlaufen ist - Andreas Wellinger war als Gesamt-Zehnter bester Deutscher -, zog Schuster sogar etwas Positives daraus. „Wir sind mit dieser Situation natürlich nicht zufrieden, aber wir haben die Zerreißprobe als Team erst einmal bestanden. Eine Mannschaft kann auch ganz zusammenbrechen, das ist nicht passiert. Wir haben es trotz einiger schwarzer Tage geschafft, die Ruhe zu bewahren und sind konstruktiv geblieben“, stellte er fest.
Trotz der sportlichen Krise blieb Schuster fair und gönnte Diethart dessen märchenhaften Aufstieg zum Tournee-König. „Grundsätzlich gibt es solche Leistungssprünge schon, aber solch eine Traumgeschichte habe ich noch nie erlebt. Respekt“, gratulierte der 44-Jährige seinem Landsmann und prophezeite: „Mit ihm ist bei Olympia zu rechnen. Das Niveau ist fantastisch hoch. Er hat alle Karten in der Hand.“
Schon als Zwölfjähriger hatte Diethart forsch erklärt, er wolle eines Tages Olympiasieger und Weltmeister werden. „Olympia ist noch weit weg. Es ist ein Kindheitstraum von jedem Springer, dass man bei dem Highlight Gold holt, aber das lasse ich jetzt noch weg“, sagte er nach seinem Triumph bescheiden.
Auch beim Feiern hielt sich der 21 Jahre alte Senkrechtstarter zurück. „Ich bin kein Partyfreund“, räumte er ein. Die bei der Tournee verdienten Prämien, etwas mehr als 40 000 Euro, legt er lieber auf die hohe Kante. „Meine Eltern haben sehr viel Geld wegen mir ausgegeben. Dadurch ist es für mich klar, dass ich es anlege und dann nütze“, erklärte Diethart und fügte lachend hinzu: „Mein Vater wünscht sich eine neue Küche. Darüber müssen wir noch reden. In erster Linie wird gespart.“