Zehn Jahre im Amt Skisprung-Jubilar Schuster hat noch große Ziele
Planica (dpa) - Wenn Werner Schuster auf zehn ereignisreiche und emotionale Jahre als Skisprung-Bundestrainer zurückblickt, wirkt er durchaus bewegt.
Als der Österreicher im März 2008 den Posten übernahm, steckten die deutschen Ski-Adler in einer ihrer schwersten Krisen und sprangen Konkurrenz und Erfolgen weit hinterher.
Nun, zum Jubiläum, kann Schuster von sich behaupten, einen Weltmeister, einen Olympiasieger und einen Gesamtweltcup-Sieger geformt und abgewunken zu haben. „Es ist schon viel passiert, aber es sollte jetzt kein Abgesang sein. Ich habe noch nicht vor aufzuhören. Ich möchte meinen Vertrag erfüllen“, sagte Schuster der Deutschen Presse-Agentur.
Der Kontrakt des Kleinwalsertalers läuft bis zum Frühjahr 2019. Frühestens im Herbst will sich Schuster mit seinem Vertrauten Horst Hüttel, der ihn vor zehn Jahren zum Deutschen Skiverband gelotst hatte, über die Zukunft unterhalten. „Mich wundert das eh, dass das jetzt schon Thema ist. Aber es ist natürlich auch eine Ehrung“, erklärte der stets pragmatische Schuster zu den Spekulationen.
Dem Trainer macht seine Aufgabe beim DSV zwar noch immer Spaß und Freude, zehn aufeinanderfolgende Winter mit ständigen Reisen haben aber Spuren hinterlassen. Immer wieder betonte er, dass seine Kräfte endlich seien. „Es gesellt sich Müdigkeit dazu“, sagte Schuster über diese Saison. Ob es nach der Nordischen Ski-WM 2019 in Seefeld für ihn weitergeht, entscheidet wohl alleine er. Mögliche Debatten um einen Nachfolger wischt der DSV deshalb bislang konsequent zur Seite.
Dabei feierten die Adler just in der Olympia-Saison mit die größten Erfolge in Schusters Ära. Andreas Wellinger wurde Olympiasieger und Zweiter bei der Vierschanzentournee, Richard Freitag gewann Bronze bei der Flug-WM und siegte bei mehreren Weltcups. Als Team holten sie Silber in Pyeongchang. „Ich würde sagen, es ist die zweiterfolgreichste Saison in meiner Zeit“, sagte Schuster. Nur 2015, als der nun verletzte Severin Freund Weltmeister wurde und den Gesamtweltcup gewann, gab es noch mehr Grund zum Jubeln.
Schuster ist Realist und Fanatiker zugleich. Bei seinen Athleten ist der 48-Jährige unumstritten. „Ich glaube, es gibt wenige Trainer, die so akribisch, viel und lang über Skispringen nachdenken“, sagte der Bayer Wellinger nach seinem Olympiasieg über den Coach. „Er hat mir die letzten Jahre sehr viel geholfen“, ergänzte Wellinger, der als Kombinierer begann und als Skisprung-Profi keinen anderen Chefcoach kennt als Schuster.
Trotz der zahlreichen Erfolge sieht sich Schuster noch nicht am Ende seines Weges. „Alles ist noch nicht gewonnen. Wir haben die Vierschanzentournee noch nicht gewonnen“, bekundete der Österreicher vor dem Saisonfinale im slowenischen Planica an diesem Wochenende. „Es ist ein Ziel, dass für die aktuelle Generation noch ein Sieg bei der Tournee herausspringt. Wenn ich es noch begleiten kann, würde es mich freuen“, sagte Schuster. Mit Wellinger, Freitag, dem derzeit fehlenden Freund und dem aufstrebenden Markus Eisenbichler hat er dafür gleich vier Anwärter in die erweiterte Weltspitze geführt.
Schuster hat seine Rolle in den Jahren weiterentwickelt, wurde vom Trainer zu einer Art Manager, der das Gesamtkonstrukt im Blick hat und verschiedene Teams mit den jeweiligen Heimtrainern koordiniert. Auch bei früheren deutschen Skisprung-Recken ist der Trainer hoch angesehen. „Er hat extrem viel bewegt. Auf dem Weg waren auch nicht immer einfache Phasen, er hat das immer intern extrem gut moderiert“, sagte Martin Schmitt der dpa. Der Olympiasieger von 2002 muss es wissen: Er gewann 2009 nach langer sportlicher Durststrecke in Schusters erstem Jahr WM-Silber in Liberec.