Topspringerin Gräßler noch im Schonmodus

Lillehammer (dpa) - Der Start in die erste Olympia-Saison der Geschichte müsste Deutschlands Top-Skispringerin Ulrike Gräßler eigentlich Flügel verleihen.

Jahrelang hat sie sich für die Aufnahme der noch jungen Sportart in das Programm der Olympischen Winterspiele starkgemacht. Doch ausgerechnet jetzt - gut zwei Monate vor der Premiere in Sotschi - geht die Vize-Weltmeisterin von 2009 am Stock.

Das ist natürlich nur bildlich gemeint, beschreibt aber ganz gut Gräßlers Verfassung vor dem Weltcup-Auftakt an diesem Wochenende in Lillehammer. Eine Blinddarm-Operation im September hat die Vorbereitung empfindlich gestört und die Erwartungen erheblich gedämpft. „An meine Leistung, die ich im Sommer mit Rang vier im Einzel und Platz eins im Mixed in Courchevel gezeigt habe, kann ich noch nicht wieder anknüpfen. Ich brauche derzeit noch den ein oder anderen Tag Pause mehr als die anderen“, erklärte Gräßler.

Beim Sommer-Grand-Prix im russischen Nischni Tagil hatte die Polizeimeisterin in der Nacht zwischen den Wettbewerben akute Schmerzen bekommen. Statt auf die Schanze ging es zur Notoperation ins Krankenhaus, wo ihr der Blinddarm entfernt wurde. „Auf dieses Erlebnis hätte ich liebend gern verzichtet. Nach meinen Erfahrungen mit Krankenhäusern südlich des Ural habe ich später aber wenigstens mal etwas zu erzählen…“, beschrieb sie später auf ihrer Internetseite die dramatischen Stunden.

Den Schrecken und die Operation hat die 26-Jährige gut weggesteckt, doch mit den Spätfolgen kämpft sie immer noch. „Die Zwangspause hat die Vorbereitung doch mehr behindert, als ich anfangs dachte. Außerdem arbeite ich noch daran, die Schonhaltung, die ich mir nach meiner Blinddarm-OP anscheinend angewöhnt habe, wieder abzulegen“, berichtete Gräßler.

Bei der Schneevorbereitung in Lillehammer lief es zuletzt schon ganz ordentlich für die WM-Dritte im Mixed. „Ich konnte in den Sprüngen das umsetzen, was die Trainer von mir wollten. Allerdings fehlt es noch etwas an Konstanz“, sagte Gräßler. Bundestrainer Andreas Bauer gibt seiner erfahrensten Athletin daher Zeit, sich an das alte Niveau heranzutasten. Das gilt auch für Svenja Würth, die im Sommer an einer Knieverletzung laborierte. „Beide sind mittlerweile auf einem guten Weg, ihren Trainingsrückstand wettzumachen“, stellte Bauer fest.

In Lillehammer werden es zunächst andere richten müssen. „Carina Vogt macht wieder einen starken Eindruck und Katharina Althaus hat im Sommer zu ihr aufschließen können“, erklärte Bauer. Im Mixed am Freitag erhofft er sich gleich den ersten Podestplatz des Olympia-Winters, der mit Edelmetall in Sotschi gekrönt werden soll. Für den Bundestrainer steht jetzt schon fest: „Es dürfte eine spannende Saison werden.“