Kraus springt aufs Podest - 51. Sieg für Schlierenzauer
Kuusamo (dpa) - Marinus Kraus blickte erwartungsfroh auf die Anzeigetafel, dann entlud sich die Freude über den ersten Podestplatz seiner Karriere in einem lauten Jubelschrei.
Nach dem zweiten Rang beim Skisprung-Weltcup im finnischen Kuusamo erhielt der 22-Jährige noch im Auslauf die Glückwünsche seiner Teamkollegen und Applaus von Österreichs Überflieger Gregor Schlierenzauer, der am Freitagabend den 51. Weltcupsieg seiner Erfolgslaufbahn feierte. „Das ist sensationell. Ich bin absolut glücklich. Ich nehme alles mit und mache mir keine Gedanken“, frohlockte Kraus über seinen bislang größten sportlichen Erfolg.
Mit dem couragierten Auftritt am Freitagabend verwirrte er neben der Konkurrenz auch die Organisatoren, die Kraus bei der Siegerehrung versehentlich das Gelbe Trikot des Gesamtweltcup-Spitzenreiters überstreiften. Noch liegt der Newcomer aber einen Punkt hinter dem Polen Krzysztof Biegun auf Rang zwei.
Mit Sprüngen auf 136 und 133 Meter musste Kraus Rekordgewinner Schlierenzauer um lediglich 0,5 Punkte den Vortritt lassen. Der Österreicher, der nach dem ersten Durchgang mit 128,5 Metern nur 15. war, flog im Finale mit überragenden 143 Metern noch ganz nach vorne. Dritter wurde sein Landsmann Thomas Morgenstern. „Es freut mich riesig für Marinus. Der zweite Platz steht ihm zu, denn er hat sich in diesem Jahr toll verbessert“, gratulierte Bundestrainer Werner Schuster und ergänzte: „Er lacht jetzt von einem Ohr zum anderen. Er hat auch allen Grund dazu.“.
Kraus, der im Sommer den Continentalcup gewann und dem DSV-Team damit einen siebten Startplatz für das erste Saisondrittel im Weltcup bescherte, hatte bereits als Achter beim Saisonauftakt in Klingenthal aufhorchen lassen. Der deutsche Meister ist drauf und dran, sich im Olympia-Winter zu etablieren. Nach der Halbzeit-Führung war sogar ein Sieg drin. „Ich bin vor meinem Finalsprung schon etwas nervös gewesen“, berichtete Kraus. „Ich war zuversichtlich, dass er seine Chance nutzt. Er liebt große Schanzen und Aufwind“, sagte Schuster.
Severin Freund, zur Halbzeit hinter Kraus Zweiter, musste sich am Ende mit Weiten von 137 und 126,5 Metern mit Rang sechs begnügen. „Der zweite Sprung war nicht optimal. Er ist noch nicht so stabil“, befand der Bundestrainer und stellte fest: „Unsere Leistungsträger müssen noch etwas tun. Es ist aber super, dass die Jungen da sind. Es freut mich, dass wir eine riesige Dynamik im Team haben.“
Neben Kraus überzeugten auch der 20 Jahre alte Karl Geiger auf Rang 14 und Andreas Wellinger, der fünf Tage nach seinem zweiten Platz in Klingenthal 15. wurde. Ein noch besseres Ergebnis vergab der 18 Jahre alte Abiturient im ersten Durchgang, wo er nach einer unruhigen Luftfahrt nur 124 Meter schaffte. „Mist. Ich wollte explodieren und war beim Absprung zu spät“, fluchte er. Im Finale flog der unbekümmerte Youngster dann auf 132,5 Meter und rückte um neun Plätze vor.