Freund bereit zum großen Sprung: Ziel Olympia-Medaille
Klingenthal (dpa) - Platz vier bei der Skiflug-WM 2012, Platz vier bei der diesjährigen Weltmeisterschaft, Platz vier im Gesamtweltcup - Severin Freund will das lästige Image des ewigen Vierten im Olympia-Winter abschütteln.
„Das Ziel muss sein, ganz nach oben zu blicken. Der Traum ist da, der Wunsch ist da. Er kann in Erfüllung gehen“, verkündet Deutschlands Top-Skispringer vor dem Start in die Weltcupsaison an diesem Wochenende in Klingenthal mit fester Stimme das Ziel für den Olympia-Winter.
Der 25 Jahre alte Bayer ist seit seinem Durchbruch in die Weltspitze vor drei Jahren zur Nummer eins im deutschen Team gereift. „Er ist die Führungskraft in unserer Truppe, ohne groß zu sprechen. Er ist eine Fixgröße, an der sich alle orientieren, denn er lebt den Spitzensport in Reinkultur vor“, lobt Bundestrainer Werner Schuster seinen Vorzeigespringer. „Ich wünsche es ihm von Herzen, dass er von den vierten Plätzen wegkommt. Er hat die Chance, sich den Medaillentraum zu erfüllen.“
Vier Weltcupsiege konnte Freund bisher feiern; stand zudem weitere elfmal auf dem Podest. Mit dem Team gewann er drei WM-Medaillen und Silber bei den Skiflug-Titelkämpfen 2012. In Sotschi will er endlich Gold. „Olympia ist etwas anderes als Weltmeisterschaften, die alle zwei Jahre stattfinden. Für mich werden es die ersten Winterspiele. Da muss man aufpassen, dass man nicht zu viel darüber nachdenkt. Das hilft im Skispringen oft nicht weiter“, sagt der sympathische Athlet.
Er hat sich deshalb einen Plan für die Saison zurechtgelegt. „Man muss schauen, dass man in einen Fluss reinkommt und zum Höhepunkt noch eins drauf setzt. Wir geben natürlich jedes Jahr Vollgas. Olympia kann aber noch einen Extra-Klick im Kopf geben“, sagt Freund.
Ein gelungener Auftakt vor heimischer Kulisse würde gleich den richtigen Schub bringen. Deshalb hofft der Management-Student, der im Winter wieder ein Urlaubssemester einlegt, im Vogtland auf zwei erfolgreiche Wettkämpfe. „Es ist sehr schön, zu Hause den Saisonauftakt zu haben. Auf einer Schanze, die wir kennen, auf der wir viel trainieren. Wenn es so losgeht wie im Vorjahr, wäre es natürlich gut“, sagt Freund im Rückblick auf seinen damaligen Auftaktsieg in Lillehammer, um eilig hinzuzufügen: „Aber für die Saison zählt nicht der 23. November. Da zählt frühestens die Tournee und dann Olympia.“
Deshalb will er sich nicht verrückt machen, wenn es auf der Schanze nicht gleich nach Wunsch laufen sollte. Freund ist mittlerweile erfahren genug, um auch mit kleinen Rückschlägen umgehen zu können. „Man wird entspannter mit den Jahren. Die Ansprüche sinken nicht unbedingt, aber gerade im Vorfeld des Winters sind ein paar Saisons im Rücken nicht schlecht. Ich bin ziemlich relaxed“, erklärt er. Das kann er auch sein, zumal der malade Rücken nach der Bandscheibenoperation im Vorjahr hält. „Ich habe keine Schmerzen, muss allerdings etwas mehr dafür tun. Ich wärme mich anders auf, habe spezielle Übungen“, erzählt Freund.
Diese wird er in diesem Winter besonders intensiv absolvieren, um das Olympia-Ziel nicht zu gefährden. Schuster macht sich um seinen Topmann sowohl gesundheitlich als auch sportlich keine Sorgen. „Er lässt sich nie beirren und von seinem Weg abbringen. Er wird es hinkriegen“, meint der Bundestrainer. Freund selbst betont, worauf es ankommt: „Wenn man eine Medaille will, darf man es nicht nur gut machen, sondern muss es sehr gut machen. Das ist die Motivation.“