Tournee-Hoffnung Freund: „Ich bin bereit“
Baden-Baden (dpa) - Severin Freund genoss den Auftritt bei der Gala „Sportler des Jahres“ im mondänen Kurhaus von Baden-Baden sichtlich. Im feinen Zwirn und Fliege machte Deutschlands Top-Hoffnung für die Vierschanzentournee eine ebenso gute Figur wie auf der Schanze.
„Ich habe nichts dagegen, mich auch mal rauszuputzen. Man kann es eh' nur selten, rennt das ganze Jahr im Jogginganzug rum“, sagte Freund. Die Auszeichnung als zweitbeste Mannschaft für Team-Gold in Sotschi und Platz sechs bei den Männern waren für den Skiflug-Weltmeister die richtige Einstimmung auf die am Samstag beginnende Tournee. „Es war eine große Ehre, hier dabei zu sein, und eine coole Sache, dass wir auch noch gut abgeschnitten haben. Für uns persönlich ist es etwas Besonderes und für unsere Sportart eine Wertschätzung“, sagte Freund.
Wenn sein Plan aufgeht, könnte er 2015 sogar zum Champion gekürt werden. Denn der 26-Jährige will als erster Deutscher seit Sven Hannawald vor 13 Jahren die Vierschanzentournee gewinnen. „Derzeit weiß keiner, wer die Tournee gewinnt. Aber ich gehöre zu denen, die es können“, verkündete er selbstbewusst. Auch Bundestrainer Werner Schuster ist zuversichtlich: „Er kann um den Sieg mitspringen.“
In der Vorbereitung hat Freund nach eigener Aussage alles dafür getan, den großen Schritt endlich zu gehen. „Ich bin mit der Situation sehr zufrieden, dass ich zwei Podestplätze und einen Sieg zu stehen habe. Es ist nach Plan gelaufen“, sagte er.
Allerdings ist die Konkurrenz um Vierfach-Olympiasieger Simon Ammann aus der Schweiz, Weltcup-Spitzenreiter Anders Fannemel aus Norwegen oder den dreimaligen Saisonsieger Roman Koudelka aus Tschechien groß. Beeindrucken lässt sich Freund davon nicht: „Es gibt keinen, der sich in so eine Position gebracht hat, dass man Angst vor ihm haben müsste.“
Die bisherigen Misserfolge bei der deutsch-österreichischen Traditionsveranstaltung hat er abgehakt. Zum erweiterten Favoritenkreis gehörte er schon öfter, am Ende standen immer Enttäuschungen. Das soll ihm nicht wieder passieren, auch wenn Freund weiß: „Du kannst so etwas nicht aktiv steuern und sagen, jetzt habe ich das, das und das gemacht, jetzt gewinne ich die Tournee.“
Um in die Fußstapfen eines Sven Hannawald, Dieter Thoma oder Jens Weißflog zu treten, der die Tournee sogar viermal gewann, bedürfe es auch einer gewissen Magie. „Du kannst nur bereit sein, wenn es zu dir kommt. Das bin ich. Dass es zu mir kommt, dafür sind viele Dinge notwendig, die ich nicht bestimmen kann, wo ich überhaupt keinen Einfluss habe“, erläuterte Freund und fügte cool hinzu: „Wenn die Chance da ist, will ich sie ergreifen. Wenn sie heuer nicht kommt, werde ich halt Weltmeister.“
Bevor er am zweiten Weihnachtsfeiertag zum Auftaktspringen nach Oberstdorf reist, will er aber erst einmal auf der heimischen Couch entspannen. „Es wird wegen des engen Zeitplans ein sehr kleines Weihnachtsfest geben mit mir und meiner Freundin. Am 25. kommt meine Schwester mit ihrem Mann vorbei. Da werde ich kochen“, verriet Freund. Das Menü hat er auch schon im Kopf: „Es gibt Ente mit Maronenpürree und Apfelkirschsoße.“