Weltcup abgebrochen: Freund feiert zehnten Karrieresieg
Nischni Tagil (dpa) - Den zehnten Weltcupsieg seiner Karriere bejubelte Severin Freund ausnahmsweise auf dem Anlaufturm. Zehn Springer vor dem Ende brach die Jury den Wettkampf im russischen Nischni Tagil wegen zu starken Windes ab und kürte den Halbzeit-Führenden zum strahlenden Gewinner.
24 Stunden nach seinem dritten Platz bescherte Freund den deutschen Skispringern mit dem Erfolg vor Vortagessieger Anders Fannemel aus Norwegen den ersten Einzeltriumph im WM-Winter und kann nun zuversichtlich der in zwei Wochen beginnenden Vierschanzentournee entgegenblicken. „Ich springe auf einem hohen Level und bin sehr zufrieden, wie es läuft“, sagte der Skiflug-Weltmeister.
„Der Abbruch war berechtigt. Das war die absolut richtige Entscheidung. Und gewonnen hat auch der Richtige“, stellte Bundestrainer Werner Schuster fest. Routinier Michael Neumayer, der als 13. sein bestes Saisonergebnis verbuchte, bestätigte: „Es war grenzwertig geworden.“
Der Wind war dieses Mal mit Freund im Bunde. Denn der Team-Olympiasieger lag zur Halbzeit mit 131,5 Metern in Führung, obwohl er wesentlich früher gelandet war als die Konkurrenz. „Die Windregel ist ihm extrem zugutegekommen. Ohne sie wäre es heute eine Lotterie gewesen“, sagte Schuster, „aber es war auch ein grandioser Sprung bei ganz schwierigen Verhältnissen.“
Fannemel mit 135 Metern und der Österreicher Stefan Kraft, der mit 138 Metern einen Schanzenrekord aufstellte, reihten sich hinter Freund ein. „Ich bin froh, dass wir die Windmesstechnik haben“, bekannte Freund. In der Weltcup-Gesamtwertung verbesserte sich der Bayer mit 361 Punkten auf Rang zwei hinter Fannemel (430), der sich in Abwesenheit des bisherigen Führungsduos Roman Koudelka (Tschechien) und Simon Ammann (Schweiz) das Gelbe Trikot überstreifte.
Marinus Kraus, der mit den Plätzen acht und zehn zweimal in die Top Ten flog, ist Gesamt-Zwölfter. „Ich bin hier immer besser reingekommen“, erklärte er. „Seine Leistung war sehr zufriedenstellend. Er hat seinen Aufwärtstrend fortgesetzt“, befand Schuster.
Am Vortag hatte Freund das höchste Podest noch nicht erklimmen können, doch auch mit dem dritten Rang bei der Weltcup-Premiere jenseits des Urals war er zufrieden. Mit 130,5 und 127 Metern musste der 26-Jährige lediglich Fannemel und Weltcup-Rekordsieger Gregor Schlierenzauer aus Österreich den Vortritt lassen. „Es war ein schöner Wettkampf mit einem guten Ergebnis“, kommentierte Freund den 27. Podiumsplatz seiner Karriere.
„Er hat einen echt guten Wettkampf gemacht. Ich bin sehr zufrieden“, lobte Schuster. Der Chefcoach hatte im Finale gezockt und den Anlauf für den zur Halbzeit auf Rang zwei liegenden Freund verkürzen lassen. Doch die Rechnung ging nicht auf. „Die Russen haben für den Umbau zu lange gebraucht. In dieser Zeit ist der Wind wieder etwas eingeschlafen. So war es am Ende sogar riskant, was ich gemacht habe“, sagte Schuster.
Freund zeigte sich davon unbeeindruckt. „Davor war es bei Schlierenzauer weit gegangen. Wenn man so weit vorne liegt, will man auch mal was riskieren“, meinte er. Das musste er am Sonntag im Finale nicht mehr.