Wie sich Tobias Angerer zurückkämpft
Im Weltcup der Langläufer starten die deutschen Routiniers auf eigene Faust.
Heilbronn. Es klingt banal, wenn Tobias Angerer sagt: „Im Schnalstal war ich zuletzt vor 14 Jahren.“ Seine Mimik verrät, dass er dort Spaß gehabt hat. Wenn einem die ewig gleichen Orte die Motivation nehmen, ist es für einen Langläufer wie Tobias Angerer keineswegs banal, wo er seine Trainingskilometer abspult. „Das ist wieder was Neues“, sagt er, „das tut gut.“
Samstg und Sonntag starten die Skilangläufer in Sjusjoen in die Weltcupsaison. Tobias Angerer freut sich, er weiß, dass er gut gearbeitet hat. Was er nicht weiß: Was seine Arbeit Wert ist. Für ihn zählt, dass er sich wohlfühlt. Eine Emotion, die ihm in der vergangenen Saison immer mehr abhanden gekommen war.
Eine Veränderung musste her. Den eigenen Ansprüchen nicht zu genügen, ist ein scheußliches Gefühl für einen Sensiblen wie ihn. Tobias Angerer sagt: „Wichtig war, dass ich wieder die Überzeugung gehabt habe, die Dinge selbst in die Hand genommen zu haben.“ Mit 34 Jahren hat sich Angerer individuell vorbereitet. Alleine. Mit seinem Jugendtrainer und langjährigen Ratgeber, dem 71-jährigen Karl Zellner.
Und mit seinen Trainingskameraden Axel Teichmann und Jens Filbrich. Sich von seinem bisherigen Trainer Cuno Schreyl zu lösen, das hat Angerer gebraucht. Für den Kick, sich nach 14 Jahren im Weltcup, nach Erfolgen wie dem Gewinn der Tour de Ski (2006/07), zwei Gesamtweltcupsiegen (2005/06 und 2006/07), vier olympischen und sieben WM-Medaillen weiter zu schinden. Für die Motivation, es wieder unter die Elite zu schaffen.
Der Deutsche Skiverband trägt das Ausscheren seiner drei Routiniertesten mit. „Die Trainingsgruppe unserer Oldies funktioniert sehr gut“, sagt Jochen Behle. Der Cheftrainer traut es ihnen zu. Er weiß zu gut, dass es „ein Unding gewesen wäre“, sie in die riesige Mannschaft zu integrieren, die von der Hoffnung genährt wird, dass die Ü 30 ein weiteres Jahr mit den Besten mithalten und es manch Talent in die Weltspitze schaffen kann. Aus der mittleren Gruppe, wie Behle es nennt, muss mancher mit sehr guten Ergebnissen beweisen, dass er noch dazu gehört. „Sonst ist das Karriereende sehr nah.“