Hintergrund Abbild der Gesellschaft: Die „Unwörter“ vergangener Jahre
Darmstadt (dpa) - Sprachwissenschaftler bilden mit den „Unwörtern“ des Jahres aktuelle Diskussionen ab. Eine Auswahl:
2016, „Volksverräter“: Das Wort sei ein „Erbe von Diktaturen“ unter anderem der Nationalsozialisten.
2015, „Gutmensch“: Der Vorwurf diffamiere Hilfsbereitschaft und Toleranz pauschal als naiv und dumm, begründet die „Unwort“-Jury.
2014, „Lügenpresse“: Diese pauschale Verurteilung „verhindert fundierte Medienkritik und leistet somit einen Beitrag zur Gefährdung der für die Demokratie so wichtigen Pressefreiheit“, so die Jury.
2013, „Sozialtourismus“: Der Ausdruck diskriminiert laut Jury Menschen, „die aus purer Not in Deutschland eine bessere Zukunft suchen, und verschleiert ihr prinzipielles Recht hierzu“.
2012, „Opfer-Abo“: Die „Unwort“-Jury kritisiert, der Begriff stelle Frauen pauschal unter den Verdacht, sexuelle Gewalt zu erfinden und damit selbst Täterin zu sein. Wetter-Unternehmer Jörg Kachelmann hatte die Wortschöpfung, die seine Frau Miriam erfunden habe, unter anderem in einem „Spiegel“-Interview verwendet. Darin ergänzte er: „Frauen sind immer Opfer, selbst wenn sie Täterinnen wurden.“
2011, „Döner-Morde“: Dieser Begriff ist für die Mordserie der rechtsextremistischen NSU-Terroristen verwendet worden. Mit der „sachlich unangemessenen, folkloristisch-stereotypen Etikettierung“ würden ganze Bevölkerungsgruppen ausgegrenzt, erklärt die Jury.
2010, „alternativlos“: Das Wort suggeriere zu Unrecht, dass keine Diskussion mehr notwendig sei.
2009, „betriebsratsverseucht“: Damit würden Arbeitnehmer-Interessen in völlig unangemessener Weise als Seuche dargestellt.
2008, „notleidende Banken“: Der Begriff stelle das Verhältnis von Ursachen und Folgen der Weltwirtschaftskrise auf den Kopf.