Ägypten: Urlaubsfotos von Stränden - und Panzern
München (dpa) - Immer mehr Ausländer flüchten vor den Unruhen aus Ägypten - auch Deutsche. Die Lufthansa setzte am Montag weitere Maschinen ein, um Urlauber, Mitarbeiter deutscher Firmen und Unternehmer aus der Krisenregion um Kairo zurückzuholen.
Die Armee rückte inzwischen auch in Badeorte wie Scharm el Scheich vor. Tausende Urlauber sonnen sich noch an den Stränden der Touristenhochburgen am Roten Meer, auch in dem bei Deutschen beliebten Hurghada. Auch dort macht sich bei vielen Sorge breit.
Etliche Touristen, die Nilkreuzfahrten gebucht haben, wurden von ihren Reiseveranstaltern per Bus aus der Krisenregion herausgeschleust. Auch Hans-Joachim Korthus aus Burgsteinfurt in Nordrhein-Westfalen. „Zehn Stunden sind wir gefahren von Assuan“, berichtet er. Ursprünglich wollte seine Reisegruppe auf einer einwöchigen Kreuzfahrt auch die Tempel von Abu Simbel besichtigen. Bis dahin kam sie aber nicht, vorher wurde die Fahrt abgebrochen.
Jetzt sitzt Korthus in einem Hotel südlich von Hurghada am Roten Meer, dort wurden sie kurzfristig untergebracht, dort sei es ruhig. „Wir möchten nach Hause fliegen. Wir sitzen auf gepackten Koffern“. Noch sei aber nicht klar, wann Flüge gingen.
Aufatmen herrscht bei den Urlaubern, die bereits wieder in Deutschland gelandet sind. „Wir sind nun ganz in Sicherheit“, sagte Monique Degruiter (60) kurz nach der Ankunft am späten Sonntagabend am Münchner Flughafen. Mit über einer Stunde Verspätung war die Lufthansa-Maschine auf dem Flughafen Franz-Josef-Strauß gelandet. Die Bilder aus Kairo hat sie noch immer vor Augen: „In der Nacht haben wir Schüsse gehört, Polizeiwagen brannten. Dennoch haben sie uns durchgelassen und uns sogar fotografieren lassen.“
Degruiter war mit einer Reisegruppe in Ägypten unterwegs, rund 60 Personen. In München zeigte sie Urlaubsfotos auf ihrer Digitalkamera: Panzer, Militär, ausgebrannte Autos und das Ägyptische Museum in Kairo, das von Soldaten umstellt ist. „Es gibt schönere Dinge im Urlaub zu sehen, aber was sollten wir machen?“ Sie habe in einem Hotel in der Nähe des Museums gewohnt, direkt in Kairo. Plünderer seien unterwegs und Menschen, die mit Stöcken bewaffnet durch die Straßen zögen.
Heidi Merk aus Waal bei Landsberg am Lech berichtet: „Überall am Flughafen war Chaos. Viele Leute schliefen dort in der Nacht.“ Die 67-Jährige war auf einer Nilfahrt und musste diese wegen der Unruhen in Ägypten abbrechen. „Unser Hotel ist auch beschossen worden, wir waren aber schon ein Tag weg. Wir hatten Glück.“ Geschäfte seien geplündert worden. „Wir wollten noch ins Museum in den letzten drei Tagen. Das konnten wir uns dann schenken.“
Merk wurde am Flughafen von ihrem Schwiegersohn Walter Bruns in Empfang genommen. Der 56-Jährige hatte sich große Sorgen um seine Schwiegermutter gemacht. „Als ich von den Unruhen hörte, habe ich nur noch gedacht, sie soll schauen, dass sie so schnell wie möglich da raus kommt.“
Endlich zu Hause dürften sich auch die Reisenden, Mitarbeiter von Unternehmen und der deutschen Botschaft sagen, die am Nachmittag in Frankfurt erwarten wurden. Zwei Maschinen der Lufthansa aus Kairo sollten auf dem Flughafen der Mainmetropole landen. Eine, vom Auswärtigen Amt angeforderte Sondermaschine, war am Morgen in Frankfurt gestartet, um Menschen aus dem von Unruhen erschütterten Ägypten herauszufliegen.