Analyse: Afrikas Sehnsucht nach einem schwarzem Papst

Kapstadt (dpa) - „Ich wäre glücklich und stolz, weil ich sehen würde, dass Afrikaner geschätzt werden und die gleiche Verantwortung bekommen wie Weiße.“ Die Antwort des Jesuitenschülers in Daressalam auf die Frage nach einem „schwarzen Papst“ spiegelt wider, was Millionen einfacher Katholiken und höchste Würdenträger in Afrika denken.

„Es wäre ein Akt der Gerechtigkeit“, meinte ein anderer Schüler in der Hauptstadt Tansanias, wo Jesuitenpater Michael Rossmann die „Hoffnungen auf einen afrikanischen Papst“ schilderte.

Natürlich „wäre es wunderbar, einen afrikanischen Papst zu haben“, hatte auch der Präsident der Bischofskonferenz im südlichen Afrika, Erzbischof Stephen Brislin, gesagt. „Es ist doch nichts falsch daran, für einen afrikanischen Papst zu werben“, kommentierte die ugandische „Saturday Review“. Aber: „Ist die römisch-katholische Kirche bereit zu dem Undenkbaren, ... einem schwarzen Papst?“, fragte der Autor.

Tatsächlich ist nach dem Rücktritt von Papst Benedikt XVI. ein Kardinal aus Afrika Topfavorit zumindest bei den Wettbüros in London. Fast keine Wette auf einen Kandidaten bringt noch weniger Gewinn als die auf Kardinal Peter Turkson aus Ghana. Kirchenexperten erinnern allerdings stets an das alte Sprichwort: „Wer als (vermeintlicher) Papst ins Konklave geht, kommt als Kardinal wieder heraus“.

Turkson scheint durchaus bereit für das höchste Kirchenamt zu sein. In einem BBC-Interview beantwortete der 64-Jährige jüngst alle Fragen sehr diplomatisch, betonte, dass es bei der Papstwahl weder um Politik noch um Repräsentanz bestimmter Völker oder Kontinente gehe. Er sprach nicht über eigene Ambitionen - aber er dementierte auch nicht. Als er 2009 gefragt wurde, ob denn die Zeit für einen schwarzen Papst reif sei, sagte er „Warum nicht?“. Jeder, der sich zum Priester ordinieren lasse, müsse auch bereit sein, einmal auch den Stuhl Petri zu besteigen. „Das gehört zum Gesamtpaket.“

Auch der Erzbischof von Accra, Gabriel Palmer-Buckle, hebt hervor, dass es bei der Papstwahl nicht um „geopolitische oder politische Themen geht“. Ein afrikanischer Papst würde aber sicher „ein noch größeres Engagement der Afrikaner für den Katholizismus bedeuten“. Die Gläubigen des Kontinents müssten einem solchen Papst „besonderen Gehorsam“ entgegenbringen.

Die Sehnsucht nach einem schwarzen Papst wird auch mit den blühenden Ortskirchen Afrikas begründet. Zwar leben hier nur etwa 15 Prozent der 1,2 Milliarden Katholiken in der Welt. Aber während viele Katholiken in Europa und Nordamerika ihrer Kirche den Rücken kehren, nimmt die Zahl der Katholiken in Afrika rapide zu. „Ich frage mich schon viele Jahre, warum es keinen Papst aus Afrika gibt“, sagte Kardinal Theodore Adrien Sarr im Senegal kürzlich.

In Afrika denken viele, dass die Weltkirche „zu eurozentristisch“ sei, auch wenn sich offen kaum ein katholischer Geistlicher so äußert. Leichter tun sich andere Christen: „Die katholische Kirche sollte nicht eurozentristisch bleiben“ forderte der Sekretär der anglikanischen Diözese in Botsuana, Ben Mothlhalamme. Einen afrikanischen Papst, „würden wir alle feiern“, sagt er. „Gott ist farbenblind. Gott kann jemanden aus jedem Teil der Welt zum Führer erheben“, so Theologieprofessor James Amanze (Universität Gaborone).

Neben Turkson gelten unter den elf Kardinälen Afrikas in dem Konklave Francis Arinze (80) aus Nigeria und Laurent Monsengwo Pasinya (74) aus der Demokratischen Republik Kongo als mögliche Papst-Kandidaten. Käme der neue Pontifex tatsächlich aus Afrika, wäre er nicht der erste. Schon Papst St. Victor I (189-199), Papst Miltiades (311-314) und Papst St. Gelasius I (492-496) stammten aus dem Norden Afrikas. Ihre ethnische Abstammung ist aber unbekannt.

Ein Afrikaner auf dem Stuhl Petri würde auf dem Kontinent großen Jubel auslösen. Vor allem aber wäre ein schwarzer Papst ein weiterer Schritt der Weltkirche zu einer multikulturellen Identität. Ein Afrikaner als Kirchenoberhaupt dürfte aber kaum Reformkräfte in den Kirchen Europas und der USA stärken. Afrikas Geistliche gelten, vor allem wenn es um Familie und Sexualität geht, als recht konservativ.