Analyse: Guttenberg geht in die Offensive
Berlin (dpa) - Monatelang wurde die Doktorarbeit Karl-Theodor zu Guttenbergs von Wissenschaftlern, Staatsanwälten und Polizeibeamten auf Plagiate untersucht.
Die Universität Bayreuth kam zu dem Schluss, dass der CSU-Politiker vorsätzlich getäuscht hat. Die Staatsanwaltschaft Hof fand 23 Urheberrechtsverstöße. Strafrechtliche Konsequenzen hat das aber nicht. Der Freiherr muss sich nicht vor Gericht verantworten, sondern kommt mit einer Spende von 20 000 Euro davon.
Das Familienvermögen der Guttenbergs wird auf mindestens 300 Millionen Euro geschätzt. Da dürfte das freiwillige Bußgeld nicht besonders schmerzlich zu Buche schlagen. Auf Twitter brach unmittelbar nach den ersten Meldungen aus Hof ein Sturm der Empörung los. „Man kann sich halt überall freikaufen“, hieß es dort. Oder: „Ein Schlag ins Gesicht aller, die ihre Doktorarbeit selbst geschrieben haben“.
Die Justiz begründete ihre Entscheidung damit, dass der wirtschaftliche Schaden für die Urheber, bei denen Guttenberg abgeschrieben hat, marginal sei. Die Anwälte Guttenbergs zeigten sich zufrieden: „Damit ist das Verfahren mit einem guten Ergebnis rechtskräftig erledigt.“
Die Plagiatsaffäre ist mit der Hofer Entscheidung abgeschlossen. Die Bilanz: Guttenberg verlor seinen Job als Verteidigungsminister und seinen Doktortitel, wird aber nicht bestraft. Die Frage, ob sich der 39-Jährige mit seiner teilweise abgeschriebenen Doktorarbeit und seinem bisherigen Krisenmanagement die Rückkehr in die Politik verbaut hat, ist aber noch unbeantwortet.
Der inzwischen mit seiner Familie in die USA ausgewanderte CSU-Politiker wurde schon Tage vorher über die Entscheidung der Hofer Staatsanwaltschaft informiert. Das Geld hat er schon an die Kinderkrebshilfe überwiesen. Und er hat ein langes Interview gegeben, das am Tag nach der Entscheidung aus Hof in der Wochenzeitung „Die Zeit“ erscheint.
Neue Erklärungen für die Plagiate in seiner Arbeit liefert er darin nicht. Überforderung und chaotische Arbeitsweise räumt er als Fehler ein. Den Betrugsvorwurf weist er glatt zurück. „Wenn ich die Absicht gehabt hätte zu täuschen, dann hätte ich mich niemals so plump und dumm angestellt, wie es an einigen Stellen dieser Arbeit der Fall ist.“
Das ganze Interview mit „Zeit“-Chefredakteur Giovanni di Lorenzo erscheint am kommenden Dienstag in Buchform auf 208 Seiten. „Vorerst gescheitert“ lautet der Titel - ein relativ unverhohlener Hinweis auf ein mögliches Comeback.
Ob das gelingen kann, wird wesentlich von den Entwicklungen in der CSU abhängen. „Er gehört zu uns, wir wollen ihn“, sagte der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer in einer ersten Reaktion. In einer Sitzung der CSU-Landtagsfraktion machte Seehofer am Mittwoch nach Teilnehmerangaben aber auch deutlich, dass er eine rasche Rückkehr nicht für nötig halte. Die CSU sei auch ohne Guttenberg gut aufgestellt und nicht auf ihn angewiesen.
In den vergangenen Monaten war Guttenberg kaum noch Thema in der CSU. Auf dem Parteitag im Oktober wurde sein Name nur einmal erwähnt - von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Gleichzeitig bringen sich die Widersacher des 39-Jährigen in Stellung. Sein Kontrahent Markus Söder wurde gerade erst vom Umwelt- zum Finanzminister befördert und gilt derzeit als aussichtsreichster Kandidat für eine Seehofer- Nachfolge.