Analyse: „Made in USA“ war einmal

New York (dpa) - Die US-Konzerne wissen kaum noch wohin mit ihrem Geld, während in der Staatskasse Ebbe herrscht. Das Rätsel ist schnell gelöst: Seit Jahren verlagern die Firmen immer mehr Arbeitsplätze ins Ausland - und zahlen dort mittlerweile auch einen großen Teil ihrer Steuern.

Apple ist flüssiger als die US-Regierung. Satte 76,2 Milliarden Dollar (53 Mrd Euro) hat der kalifornische Elektronikkonzern auf der hohen Kante liegen, während dem Staat langsam das Geld ausgeht. Darin zeigt sich das ganze Dilemma: Der Staat hungert, während seine Konzerne Milliardengewinne machen.

Die 500 größten börsennotierten Unternehmen des Landes haben im vergangenen Jahr nach Angaben von Standard & Poor's (S&P) unterm Strich insgesamt 770,5 Milliarden Dollar verdient - ein neuer Rekord, und das direkt nach der schwersten Rezession der Nachkriegszeit. Und es soll weiter aufwärts gehen: Analysten rechnen für dieses Jahr mit einem gewaltigen Sprung auf 913,5 Milliarden Dollar und im Jahr 2012 könnte dann die Gewinn-Schallmauer von 1 Billion Dollar durchbrochen werden.

Doch der US-Fiskus sieht kaum etwas vom Reichtum. Die Konzerne zahlten mittlerweile mehr Steuern im Ausland als im Inland, stellte S&P-Analyst Howard Silverblatt fest. Seinen Berechnungen zufolge haben die 500 größten börsennotierten Unternehmen im vergangenen Jahr insgesamt 117,3 Milliarden Dollar an fremde Staaten überwiesen, aber nur 101,7 Milliarden Dollar nach Washington. „Offenbar waren Jobs nicht das einzige wichtige Exportgut des Jahres 2010.“

Denn hierin liegt das Missverhältnis mitbegründet: Die US-Firmen verlagern immer mehr Stellen ins Ausland. Jenseits der Grenzen versprechen sie sich neue Märkte oder schlicht billigere Arbeitskräfte. Die Multis haben seit dem Jahr 2000 in der Heimat 2,9 Millionen Stellen gestrichen, während sie im Ausland 2,4 Millionen neue Jobs geschaffen haben. Das geht aus Daten des US-Handelsministeriums hervor, die das „Wall Street Journal“ aufbereitet hat. Vor allem die eigentliche Herstellung der Produkte wandert ab - in der Regel nach Asien.

Um beim Beispiel Apple zu bleiben: In den USA sitzen zwar die Entwickler und Strategen, die hinter Erfolgsprodukten wie dem iPhone-Handy und dem iPad-Computer stecken. Doch diejenigen, die die Geräte zusammenbauen, schuften Tausende Kilometer entfernt. Auf der Rückseite des iPad heißt es dann auch: „Designed by Apple in California. Assembled in China.“