Porträt Andrea Nahles: Oberste Strategin der SPD

Berlin (dpa) - Wer Andrea Nahles im Wahlkampf nach der Zukunft der SPD gefragt hat, erlebte - wenn keine Kameras in der Nähe waren - eine nachdenkliche Spitzenpolitikerin.

Foto: dpa

Die Kampagne von Martin Schulz war schon nicht mehr zu retten, und Nahles sprach von der Notwendigkeit einer Neuaufstellung, einer anderen Kultur an der Spitze jenseits dominierender, männlicher Führungsfiguren.

In der Öffentlichkeit schaltete sie blitzschnell um und war die sattelfeste Arbeitsministerin und streitlustige SPD-Frontfrau. Nach dem für die SPD schmerzhaften Wahlausgang wechselte Nahles in den Fraktionsvorsitz - und wurde schnell zur zentralen Autorität in der SPD. Nun soll sie Martin Schulz an der Spitze nachfolgen.

Sie war es, die den Jusos im November ins Gesicht sagte, dass sie nichts von deren rigorosem Nein zu einer neuen GroKo hält. Sie war es, die auf dem Bonner Sonderparteitag der SPD Klartext redete. „Wir müssen die Probleme jetzt lösen“, so Nahles. Sie meinte strategische Fehler, strukturelle Schwierigkeiten - und nicht die heiß diskutierte Frage, ob die SPD wieder regieren soll.

Als Ministerin hatte Nahles in der vergangenen großen Koalition sozialdemokratische Herzensanliegen wie den Mindestlohn auf den Weg gebracht. Sie wurde aber auch von CDU-Leuten wie dem damaligen Finanzminister Wolfgang Schäuble wegen ihrer Verlässlichkeit geschätzt.

Ihre Schnodderschnauze („Verhandeln, bis es quietscht“) lässt manchmal vergessen, dass die 47-jährige Katholikin eine ziemlich große Entwicklung hinter sich hat. Von der manchmal übereifrigen Juso-Chefin hat sie kaum mehr etwas an sich, auch wenn sich manche immer noch an ihr reiben und ihr Nervensägen-Eigenschaften zumessen.

Nahles ist SPD-Frau der ersten Stunde in ihrem Heimatort Weiler, sie war Juso-Vorsitzende, Bundestagsabgeordnete, Partei-Vizechefin, Generalsekretärin und Bundesarbeitsministerin. Zielstrebig, machtbewusst, aber auch mit Wissen um Probleme und Befindlichkeiten geht sie mit der SPD auf GroKo-Kurs.

Nahles pflegt dabei das Bild einer Frau, die Wert auf ein Leben jenseits der Politik legt. Ihre Tochter Ella geht daheim in Rheinland-Pfalz auf eine Zwergschule. Nahles besucht Schulveranstaltungen und ist am Wochenende daheim, wenn es geht.