Arbeitslosigkeit steigt im Dezember stärker als üblich

Nürnberg (dpa) - Deutschland hat so wenige Arbeitslose wie seit über 20 Jahren nicht mehr - ein weiterer Rückgang ist 2013 aber nicht zu erwarten. Im vergangenen Jahr sank die Zahl der Erwerbslosen im Schnitt um 79 000 auf knapp 2,9 Millionen.

Allerdings habe sich inzwischen die Dynamik verlangsamt, sagte der Chef der Bundesagentur für Arbeit (BA), Frank-Jürgen Weise, am Donnerstag in Nürnberg.

Die Spuren der Konjunktureintrübung waren nach Weises Einschätzung bereits im Dezember sichtbar: Die Zahl der Arbeitslosen lag zum Jahresende 2012 mit 2,84 Millionen um 88 000 höher als im November und um 60 000 höher als vor einem Jahr.

Für das Jahr 2013 erwartet Weise aber weder einen spürbaren Rückgang der Arbeitslosigkeit noch eine Trendwende zum Schlechteren. „Wir gehen auf der Basis der vorliegenden Grunddaten vielmehr davon aus, dass wir die Lage stabil halten können“, sagte Weise. Auch Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) rechnet trotz der abflauenden Konjunktur im neuen Jahr mit keinem gravierenden Anstieg der Arbeitslosigkeit. „Die Chancen stehen gut, dass der Arbeitsmarkt weiter robust reagiert“, sagte sie in Berlin.

Mit der Entwicklung im Jahr 2012 zeigte sich BA-Chef Weise zufrieden: „Der Arbeitsmarkt musste sich in einem schwierigen Umfeld bewähren. Er hat auf diese Herausforderungen robust reagiert“, stellte Weise fest. Das Jahr 2012 sei dabei von sehr unterschiedlichen Entwicklungen geprägt gewesen: „Im ersten Halbjahr ist es unerwartet gut gelaufen. Im zweiten Halbjahr unerwartet schlecht.“

Mit 2,897 Millionen hatte die Zahl der Erwerbslosen 2012 im Jahresschnitt das niedrige Niveau des Boomjahrs 2011 um 79 000 unterschritten. Die Arbeitslosenquote sank um 0,3 Punkte auf 6,8 Prozent. Im Dezember 2012 war die Arbeitslosenquote mit 2,84 Millionen Erwerbslosen um 0,2 Punkte auf 6,7 Prozent gestiegen - ein erster Hinweis auf eine leichte Eintrübung am Arbeitsmarkt.

Auch der Vorjahresvergleich verdeutlicht nach Experten-Einschätzung die Abkühlung des Jobaufschwungs. Hatte die Zahl der Erwerbslosen zeitweise um mehr als 300 000 unter dem Vorjahresniveau gelegen, so lag sie im Dezember bereits um 60 000 höher als im Dezember vor einem Jahr. Neben der Winterpause macht Weise dafür unter anderem die schwierigere wirtschaftliche Lage verantwortlich.

Aus Sicht der betroffenen Menschen lässt sich die aktuelle Lage nach Weises Ansicht so beurteilen: „Das Risiko, seinen Arbeitsplatz zu verlieren, ist weiterhin sehr gering. Die Chance als Arbeitsloser, einen neuen Arbeitsplatz zu finden, ist in den vergangenen Monaten dagegen etwas schwieriger geworden.“

BA-Vorstandsmitglied Raimund Becker sieht dennoch „keine Hinweise auf eine krisenhafte Entwicklung“ - und beruft sich dabei auf die jüngsten Kurzarbeiterzahlen. Danach waren im Oktober knapp 72 000 Beschäftigte in knapp 4000 Betrieben in Kurzarbeit. Das seien etwa so viele im Vorjahr. „Das zeigt uns: die Unternehmen haben verstärkten Beratungsbedarf, das ist aber noch kein Warnzeichen“, fügte er hinzu. Eine Option auf Kurzarbeit haben sich laut BA-Zahlen im November knapp 85 000 Unternehmen gesichert.

Auch nach Ansicht von BA-Chef-Weise steht der deutsche Arbeitsmarkt trotz der Abkühlungstendenzen nicht vor einer Wende: Dagegen spreche schon die weiterhin steigende Zahl der Arbeitsplätze: So habe das Statistische Bundesamt zuletzt im November 2012 mit 41,94 rund 245 000 mehr Erwerbstätige gezählt als im Jahr davor. Die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten nahm im Oktober 2012 binnen Jahresfrist sogar um 406 000 auf 29,44 Millionen zu, gab Weise zu bedenken.