Krieg in Syrien Assad inszeniert sich als Beschützer
Damaskus (dpa) - Nach Wiedererlangung der vollen Kontrolle über das jahrelang umkämpfte Aleppo hat der syrische Machthaber Baschar al-Assad sich an Weihnachten als Beschützter der Minderheiten inszeniert.
So veröffentlichte die Führung in Damaskus am Sonntag Bilder Al-Assads und seiner Frau Asma bei dem Besuch eines Klosters nahe Damaskus. Bilder zeigten den Präsidenten mit Kindern in rot-weißen Weihnachtsmann-Anzügen. Im Zentrum Aleppos fand in der teilweise schwer zerstörten Sankt-Elias-Kathedrale an Heiligabend die laut Beobachtern erste Christmette seit Jahren statt.
St. Elias liegt im Westen Aleppos, der auch schon vor der Evakuierung der Rebellengebiete vom Regime kontrolliert wurde. Nach einem heftigen Bombenkrieg mit den laut UN schwersten Luftangriffen im gesamten Bürgerkrieg hatte die syrische Armee, unterstützt von seinen Verbündeten Russland und dem Iran, die Rebellen-Enklave Mitte Dezember zu großen Teilen erobert.
Die Evakuierung der verbliebenen Gebiete war am Donnerstag beendet. Damit ist das schwer umkämpfte Aleppo nach mehr als vier Jahren wieder vollständig in der Hand der Regierung. Die Gesamtzahl der Menschen, die sich im Osten Aleppos aufgehalten haben, dürfte nach Zahlen der Vereinten Nationen und des Internationalen Komittees des Roten Kreuzes dabei deutlich unter 100 000 liegen. Aktivisten und Rebellengruppen hatten die Anzahl an belagerten Menschen in den vergangenen Monaten mit bis zu 300 000 angegeben.
Deutschland legt nun ein Hilfsprogramm von 15 Millionen Euro für die vom Bürgerkrieg zerstörte Metropole auf. „Nachdem die internationale Staatengemeinschaft dem Morden und Bombardieren so hilflos zugeschaut hat, muss es jetzt einen humanitären Großeinsatz für die Menschen aus Aleppo geben“, sagte Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) der „Bild“-Zeitung (Dienstag).
Die Gewalt ging aber zumindest in den von Rebellen gehaltenen Gebieten am westlichen Stadtrand Aleppos weiter. Der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte zufolge wurden an Heiligabend bei Luftangriffen mindestens sechs Zivilisten getötet. Bereits am Vortag seien bei einem Bombardement drei Rebellen gestorben.
Im Osten Aleppos wurden der staatlichen Nachrichtenagentur Sana zufolge zudem zwei Menschen von zurückgelassenen Sprengsätzen getötet sowie 33 verletzt. Unterdessen konnten Berichte regimenaher Medien nicht bestätigt werden, nach denen die Wasserversorgung in Damaskus aufgrund von zugeführten Treibstoffs durch Rebellen eingestellt werden musste.
Im Norden des Landes tötete die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) hat nach türkischen Angaben mindestens 30 Zivilisten, die aus der Stadt Al-Bab flüchten wollten. Die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu meldete am Montag unter Berufung auf die türkische Armee, die Zivilisten seien am Vortag in mehrere Sprengfallen des IS geraten. Die Türkische Armee versucht, Al-Bab nahe seiner Grenze von den Dschihadisten zu erobern. Luftangriffe töteten dabei den Menschenrechtsbeobachtern zufolge viele Zivilisten.
Derweil weiteten die USA ihre Sanktionen gegen die syrische Führung um mehrere Minister sowie um Manager einer russischen Bank aus. „Die täglichen Attacken der syrischen Regierung von Baschar al-Assad auf Zivilisten sind verwerflich“, sagte US-Vizefinanzminister Adam Szubin. In Moskau stieß die Maßnahme auf harte Kritik.