Atomkrise in Japan: die Fukushima-Chronik

Berlin (dpa) - Die Lage im Atomkraftwerk Fukushima ist weiter kritisch. Ein Rückblick zur bisherigen Entwicklung - oft mit ungefähren Zeitangaben - nach offiziellen Mitteilungen, Meldungen japanischer Medien und Berichten von dpa-Korrespondenten.

FREITAG, 11. März

14.46 Uhr Ortszeit (06.46 Uhr MEZ): Japan erlebt das schwerste Erdbeben seiner Geschichte. Experten geben die Stärke mit 9,0 an. Das Epizentrum liegt 130 Kilometer östlich der Stadt Sendai im Meer.

16.00 Uhr (08.00 Uhr): Eine extrem hohe Flutwelle trifft die Ostküste und reißt Schiffe, Häuser, Autos und Menschen mit. An einer Stelle soll sie bis zu 23 Meter hoch gewesen sein.

18.30 Uhr (10.30 Uhr): In einem Reaktor des AKW Fukushima Eins (Daiichi) fällt die Kühlung aus, im AKW Onagawa bricht ein Feuer aus.

20.30 Uhr (12.30 Uhr): Die Regierung ruft den atomaren Notfall aus und bezeichnet dies als Vorsichtsmaßnahme.

21.45 Uhr (13.45 Uhr): Rund 2000 Bewohner in der Umgebung des AKW Fukushima Eins werden zum Verlassen ihrer Häuser aufgefordert.

23.40 Uhr (15.40 Uhr): Das Notkühlsystem im AKW Fukushima Eins läuft nur noch im Batteriebetrieb.

SAMSTAG, 12. März

06.40 Uhr (22.40 Uhr): Im Reaktor 1 von Fukushima Eins wird kontrolliert Druck abgelassen, es gibt erhöhte Radioaktivität in der Umgebung. Im AKW steigt die Strahlung auf das Tausendfache des Normalwerts.

07.00 Uhr (23.00 Uhr): Ausweitung der Evakuierungszone auf zehn Kilometer; 45 000 Menschen sind betroffen. Das Kühlsystem im Reaktor 2 ist beschädigt.

14.00 Uhr (06.00 Uhr): Die Atomsicherheitsbehörde teilt mit, dass im AKW Fukushima möglicherweise eine Kernschmelze begonnen habe.

16.00 Uhr (08.00 Uhr): Eine Wasserstoffexplosion im Block 1 (Fukushima Eins) zerstört Dach und Wände des Außengebäudes.

19.45 Uhr (11.45 Uhr): Ausweitung der Evakuierungszone auf 20 Kilometer rund um das AKW.

SONNTAG, 13. März

08.00 Uhr (24.00 Uhr): Auch im Reaktor 3 fällt die Kühlung aus.

MONTAG, 14. März

11.00 Uhr (03.00 Uhr): Im Reaktor 3 gibt es eine schwere Wasserstoffexplosion, die das Außengebäude stark beschädigt.

16.00 Uhr (08.00 Uhr): Kühlungsausfall in Reaktor 2.

22.00 Uhr (14.00 Uhr): In drei Reaktoren droht die Kernschmelze, räumt die Regierung ein.

DIENSTAG, 15. März

06.15 Uhr (22.15 Uhr): Eine dritte Explosion erschüttert dieses Mal den Reaktor 2. Ein Druckabfall deutet auf eine Beschädigung des Sicherheitsbehälters hin.

08.54 Uhr (00.54 Uhr): Feuer in Block 4 und Wasserstoffexplosion. Zwei große Löcher klaffen in der Außenwand des Gebäudes.

16.15 Uhr (08.15 Uhr): Die Zahl der Einsatzkräfte im AKW Fukushima Eins wird nach Tepco-Angaben von bislang 800 auf zeitweise 50 Experten reduziert.

MITTWOCH, 16. März

11.30 Uhr (03.30 Uhr): Die radioaktive Strahlung am AKW Fukushima Eins erreicht neue Höchstmarken.

12.40 Uhr (04.40 Uhr): Hubschrauber schütten Wasser auf Reaktor 3.

DONNERSTAG, 17. März

08.30 Uhr (00.30 Uhr): Das Wasser im Becken mit den abgebrannten Kernbrennstäbe im Reaktor 4 steht kurz vor dem Siedepunkt.

18.50 Uhr (10.50 Uhr): Die Zahl der Verletzten beim AKW-Bedienungspersonal steigt auf 46. Dabei sind auch Menschen, die verstrahlt wurden.

19.35 Uhr (11.35 Uhr): Wasserwerfer der japanischen Streitkräfte kühlen mehrere Reaktoren.

FREITAG, 18. März

16.02 Uhr (08.02 Uhr): Stromkabel werden zu den Reaktoren 1 und 2 verlegt.

17.29 Uhr (09.29 Uhr): Die Mitarbeiterzahl im AKW wird auf mehr als 120 erhöht.

SAMSTAG, 19. März

15.20 Uhr (07.20 Uhr): Spinat und Milch aus der Umgebung des Atomkraftwerks Fukushima Eins sind radioaktiv verstrahlt.

21.27 Uhr (13.27 Uhr): Im Trinkwasser von Tokio und in fünf weiteren Präfekturen ist radioaktives Jod aufgetaucht - noch gibt es aber keine Verzehr-Warnung für Wasser in Tokio.

21.38 Uhr (13.38 Uhr): Das japanische Gesundheitsministerium ordnet einen Verkaufsstopp von Lebensmitteln aus der Präfektur Fukushima an.

SONNTAG, 20. März

17.45 Uhr (09.45 Uhr): Block 2 hat nach Angaben von Tepco wieder Strom.

20.58 Uhr (12.58 Uhr): Die Reaktorblöcke 5 und 6 werden wieder gekühlt und sind in einer stabilen Lage („cold shutdown“).

23.14 Uhr (15.14 Uhr): Die Temperatur in allen Fukushima-Abklingbecken erreicht Werte von unter 100 Grad.

MONTAG, 21. März

16.00 Uhr (08.00 Uhr): Aus dem Reaktorblock 3 tritt plötzlich wieder grauer Rauch aus. Vermutet wird eine Anomalie im Abklingbecken. Die Arbeiten an dem Reaktor werden zeitweise gestoppt. An Block 2 wird weißer Dampf gesichtet.

20.45 (12.45 Uhr): Die Regierung verbietet wegen radioaktiver Belastung den Verkauf von Spinat und anderem Blattgemüse in insgesamt vier Präfekturen. Aus neun Gebieten wird erhöhte Strahlung im Trinkwasser gemeldet. Sie liege allerdings unter den Grenzwerten, heißt es.

DIENSTAG, 22. März

18.39 (10.39 Uhr): Der Energiekonzern Tepco entschuldigt sich bei Atom-Flüchtlingen aus dem Gebiet um das Unglückskraftwerk: „Es tut uns leid, dass wir Ihnen so viel Mühe bereitet haben.“

20.03 (12.03 Uhr): Alle sechs Reaktoren haben nach Angaben von Tepco eine externe Verbindung zur Stromversorgung. Damit sollen die Kühlsysteme wieder in Betrieb genommen werden.

22.43 (14.43 Uhr): Techniker machen im Kontrollraum von Block 3 Licht.

MITTWOCH, 23. März

14.57 (06.57 Uhr): Die Stadtregierung von Tokio warnt vor radioaktiv belastetem Trinkwasser. Es wurden Werte von 210 Becquerel pro Liter an radioaktivem Jod 131 festgestellt. Babys sollen deshalb kein Leitungswasser mehr trinken.

16.20 (08.20 Uhr): Am Nachmittag steigt erneut schwarzer Rauch über Reaktor drei auf. Daraufhin müssen die Arbeiter den Kontrollraum vorübergehend räumen.

DONNERSTAG, 24. März

12.10 (04.10 Uhr): Drei Arbeiter im Atomkraftwerk Fukushima Eins erleiden eine gefährlich hohe Strahlendosis. Zwei kommen ins Krankenhaus.

FREITAG, 25. März

06.20 (22.20 Uhr): Weisser Dampf steigt von den Reaktorblöcken 1, 2 und 4 auf

09.00 (01.00 Uhr): Verstrahltes Wasser wird im Untergeschoss der Turbinenräume an den Meilern 1 und 2 gefunden. Spätere Messungen ergeben 10 000-fach erhöhte Strahlung.

10.40 (02.40 Uhr): Zwei Wochen nach dem verheerenden Erdbeben ist die Zahl der Toten auf über 10 000 gestiegen. Mehr als 17 000 Menschen werden noch vermisst.

11.30 (03.30 Uhr): Die Regierung empfiehlt den Bewohnern der Zone von 20 bis 30 Kilometern um das Kraftwerk Fukushima Eins, diese freiwillig zu verlassen.