Beppe Grillo: Populistischer Komiker auf dem Weg nach Rom
Rom (dpa) - Beppe Grillo schimpft seit Jahren auf die Politik und die etablierten Parteien in Italien. Damit trifft der Kabarettist einen Nerv bei den politikmüden Italienern. Gleichzeitig hat ihm das den Ruf eines Demagogen und Populisten eingebracht.
Mit seiner Protestbewegung „Movimento 5 Stelle“ (Bewegung fünf Sterne), die Grillo 2009 gründete, mischt der 64-Jährige den Wahlkampf in Italien auf und ist trotz der Kritik unaufhaltsam auf dem Weg ins Parlament.
Grillo ist einer der Gewinner der vergangenen Wahlkampf-Wochen. Sein Bündnis konnte in Umfragen auf bis zu 18 Prozent zulegen und damit sogar Ministerpräsident Mario Monti überflügeln. Zehntausende kommen zu Grillos Kundgebungen auf den Plätzen des Landes. Sein Erfolg beunruhigt die anderen Parteien. Monti warnte, es dürfte schwierig sein, mit Grillos Bewegung im Parlament zu regieren.
Dabei wehrte sich der graue Lockenkopf mit der spitzen Zunge lange dagegen, in die Politik einzusteigen. Grillo wurde in den 1990er Jahren zu einem der bekanntesten TV-Entertainer Italiens. Seine Auftritte gingen immer mehr in eine politische und satirische Richtung. 2005 entdeckte Grillo das Internet für sich, startete einen Weblog, der schnell zu einem der meistgelesenen Politikblogs der Welt wurde.
Der aus Genua stammende Grillo rief erstmals 2007 für die Kommunal- und Regionalwahlen Bürgerlisten ins Leben. 2009 kündigte er an, Chef der größten Oppositionspartei Partito Democratico werden zu wollen. Das Vorhaben scheiterte jedoch und Grillo gründete seine Protestbewegung, die erste Erfolge auf lokaler Ebene erzielte.
Anstatt im Wahlkampf in Talkshows aufzutreten, fährt Grillo mit seinem Wohnmobil durchs Land. Unermüdlich schürt er bei seiner „Tsunami-Tour“ auf den Bühnen des Landes die Wut auf das etablierte System. Auch im Internet ist Grillo sehr aktiv, hat mehr als 884 000 Follower auf Twitter und über eine Million Gefällt-mir-Klicks auf Facebook. Vor allem bei den jüngeren Italienern kommt das an, rund 30 Prozent der unter 23-Jährigen wollen ihn wählen.
Die Bewegung ist am ehesten mit der deutschen Piratenpartei zu vergleichen. Grillos Forderungen sind extrem, er will, dass Italien aus der Eurozone austritt und macht sich für eine direkte Internet-Demokratie stark.