Britischer Fotograf in Libyen getötet

Misurata/New York (dpa) - In der umkämpften libyschen Stadt Misurata ist der Fotograf und oscarnominierte Filmemacher Tim Hetherington getötet worden. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch bestätigte am Mittwoch den Tod des Briten.

Hetheringtons Kollege Chris Hondros sei in einem kritischen Zustand. „Wir machen uns große, große Sorgen“, sagte Fred Abrahams von der Organisation in New York. Mindestens ein weiterer Journalist sei verletzt worden, aber nicht lebensgefährlich.

Laut BBC wurden die Männer Opfer einer Mörsergranate. CNN sprach hingegen von einer RPG-Granate, einer massenhaft in die Dritte Welt exportierten russischen Panzerfaust. Die Journalisten waren offenbar mit einer Gruppe Rebellen unterwegs.

Der 41 Jahre alte Brite hatte für seinen Film „Restrepo“ über US-Soldaten in Afghanistan erst Anfang des Jahres eine Oscar-Nominierung erhalten. Der Film, den er mit dem deutschstämmigen Journalisten Sebastian Junger („Der Sturm“) machte, dreht sich um den Tod des amerikanischen Militärarztes Juan Restrepo. Der Filmemacher hatte sich für die Dokumentation mitten ins Korengal-Tal - ein Kampfgebiet im Osten des Landes - begeben, das beim amerikanischen Militär als „Tal des Todes“ bekannt ist. Welches Projekt er in Libyen verfolgte, war zunächst nicht bekannt.

„Er war diesmal nicht für uns in Libyen, aber er hat sehr oft mit uns zusammengearbeitet“, sagte Abrahams. Der Kriegsberichterstatter und Filmemacher habe sich immer für die Menschenrechte eingesetzt. „Er hat einfach Fotos gemacht, berichtet und dokumentiert. Und damit hat er den Menschenrechten einen enormen Dienst erwiesen.“ Die Nachricht von seinem Tod habe die Mitarbeiter von Human Rights Watch erschüttert.

Der US-Fotograf Chris Hondros, der unter anderem für die Agentur Getty arbeitete, wurde lebensgefährlich verletzt. Der 41-Jährige hat nach eigenen Angaben deutsche Wurzeln, seine Eltern kommen aus Deutschland und Griechenland. Der New Yorker hat zahlreiche Auszeichnungen für seine Aufnahmen erhalten. Bei einem anderen Verletzten handele sich laut „New York Times“ um den Briten Guy Martin. Die Zeitung berief sich auf einen Kollegen im Krankenhaus von Misurata.

Der britische Sender BBC sprach ebenfalls von einem getöteten Journalisten und drei Verletzten, nannte aber zunächst keine Namen. Eine Korrespondentin der BBC in Misurata berichtete, nach Angaben von Ärzten befänden sich zwei der Verletzten in einem kritischen Zustand. Die Journalisten seien Opfer eines Mörserangriffs geworden. Sie hätten sich in der Nähe der Frontlinie aufgehalten. Die Stadt wird seit Wochen von Truppen des Gaddafi-Regimes belagert.

In seinem letzten Twitter-Beitrag am Dienstag hatte Hetherington geschrieben, er sei in Misurata. Es gebe unaufhörlichen Beschuss durch Truppen von Muammar al-Gaddafi. „Von der Nato nichts zu sehen“, schrieb er.