Brüsseler Beschlüsse sorgen für Erleichterung in Europa

Athen (dpa) - Das neue Rettungspaket für Griechenland steht - und vor allem die Länder im Süden Europas reagieren mit Erleichterung und Zuversicht.

Zur Entscheidung des Euro-Gipfels kommentierte die Athener Zeitung „Ta Nea“: „Unsere Partner haben uns nicht den Rücken zugedreht, als wir einen Schritt vor der Zahlungsunfähigkeit waren.“ Die Griechen müssten nun ihren Beitrag leisten und „selbst wollen, dass sie gerettet werden“.

Premier Giorgos Papandreou kündigte eine Zeitenwende an: „Griechenland wird sich ändern. Es ist der einzige Weg, damit unsere Kinder nicht wieder die tödliche Bedrohung der Schulden erleben.“ Der von den Eurostaaten beschlossene „Marshallplan“ stelle nur einen Schritt auf dem Weg dar. Papandreou forderte seine Landsleute auf, die Reformanstrengungen intensiv zu unterstützen.

Finanzminister Evangelos Venizelos betonte, die Regierung müsse den Kampf gegen Steuerhinterzieher fortsetzen und Privatisierungen vorantreiben.

Das konservative Boulevardblatt „Eleftheros Typos“ titelte: „Rettungsring für Griechenland.“ Kritischer äußerte sich die linke Zeitung „Eleftherotypia“. Griechenland werde „den Geldwucherern für 30 Jahre übergeben“, titelte das Blatt.

In Italien, das zuletzt wegen der hohen Staatsverschuldung ins Visier der Finanzmärkte geraten war, wurde das Rettungspaket begrüßt. Der europäische Krisenfonds sei vom einfachen Komparsen zum Protagonisten auf der Eurobühne avanciert, schrieb die Wirtschaftszeitung „Il sole 24 ore“. Die linksliberale „La Repubblica“ aus Rom bewertete die geplanten Milliardenhilfen für Griechenland als „ein klares Zeichen an die Märkte“.

Politik und Wirtschaft in Italien, das nach Griechenland den höchsten Schuldenstand der Eurozone aufweist, hielten sich eher bedeckt. Die Turiner Tageszeitung „La Stampa“ zitierte Regierungschef Silvio Berlusconi mit den Worten: „Wir haben auch ein Urteil über uns erhalten.“

Im auch gegen die Pleite kämpfenden Portugal wurden die Beschlüsse einhellig begrüßt. „Die Hilfe für Griechenland hilft Portugal aus der Patsche“, titelte das Massenblatt „Correio da Manhã“, während die Zeitung „Jornal de Noticias“ jubelte: „Europa gibt uns doppelt so viel Zeit, um (die Schulden) zu zahlen, und macht das Geld billiger.“

An der Lissabonner Börse schoss der PSI20-Index in den ersten Handelsstunden um mehr als zwei Prozent in die Höhe. Portugal habe nun dank der „robusten Antwort“ der Euroländer bessere Chancen, sein Sanierungsprogramm erfolgreich durchzuziehen und eventuell sogar früher an die Kapitalmärkte zurückzukehren, betonte der liberal-konservative Regierungschef Pedro Passos Coelho.

Es gab im ärmsten Land Westeuropas aber auch Warnungen vor allzu früher Euphorie. „Die Senkung der Zinssätze trägt zur Stabilisierung der Schulden bei, stellt aber keine Lösung des eigentlichen Problems dar“, äußerte der renommierte und der Regierung nahestehende portugiesische Ökonom João Duque.

Der spanische Ministerpräsident José Luis Rodríguez Zapatero sagte, das neue Abkommen garantiere Stabilität und müsse Zeichen von Vertrauen und Glaubwürdigkeit an die Märkte senden. Dass die Einbindung privater Gläubiger auf freiwilliger Basis erfolge, sei zufriedenstellend. Die Euro-Zone habe sich mit einem „mächtigen Arsenal“ ausgestattet, um künftigen Krisen die Stirn zu bieten.