Martin Schulz Bürgermeister, EU-Parlamentspräsident, Kanzlerkandidat
Berlin (dpa) - In Europa ist Martin Schulz bekannt wie ein bunter Hund - spätestens seit 2003, als der damalige italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi ihn mit einem Nazi-Vergleich beleidigte.
Als wortgewaltiger „Mister Europa“ hat er keinen Streit gescheut, um für das Friedensprojekt EU zu trommeln. Die Bundespolitik ist dem 61-Jährigen dagegen weniger vertraut.
Martin Schulz spricht sechs Sprachen - aber bei sich zu Hause in Würselen bei Aachen redet er mit den Leuten „Wöschelter Platt“. In seiner Heimat genießt er viele Sympathien, auch bundesweit bescheinigen ihm Umfragen hohe Beliebtheitswerte. Schon einmal hat er gezeigt, dass er Spitzenkandidat kann. 2014 führt er Europas Sozialdemokraten in die Europawahl. Mit Schulz verbessert die SPD ihr deutsches Ergebnis von 20,8 Prozent (2009) auf 27,3 Prozent.
In die SPD trat der Sohn eines Polizisten und einer CDU-Kommunalpolitikerin 1974 ein. Als junger Mann träumte der talentierte Kicker von einer Karriere als Fußball-Profi. Dann kam der Absturz. Schulz trank zu viel: „Ich war ein Sausack.“ Er besiegt die Alkoholsucht und wird Buchhändler. Mit 31 Jahren wird er 1987 Bürgermeister von Würselen, als damals jüngster Bürgermeister Nordrhein-Westfalens.
Sieben Jahre später folgte der Einzug ins Europaparlament, wo er erst Vorsitzender der Sozialdemokraten und schließlich Parlamentspräsident wurde. 2015 wurde er für seinen Beitrag zur Stärkung der europäischen Demokratie mit dem Aachener Karlspreis geehrt. Vor einer Woche hat er sich als Präsident des Europaparlaments verabschiedet. Schulz hätte gerne weitergemacht. Die Konservativen aber wollten ihn nicht. Ende November 2016 schon hatte Schulz angekündigt, in NRW für die SPD auf Listenplatz 1 für ein Mandat im Bundestag zu kandidieren. Schulz ist mit einer Landschaftsarchitektin verheirat und hat zwei erwachsene Kinder.