Jüngster Parteichef Christian Lindner: Vom Fahnenflüchtigen zum Hoffnungsträger
Berlin (dpa) - Auf Christian Lindners Autoschild steht: „D - CL 2017“. Das Kennzeichen ist Programm. Der 38-jährige FDP-Vorsitzende will mit seiner Partei 2017 wieder in den Bundestag einziehen.
2013 sind die Liberalen rausgeflogen, nachdem sie sich die vier Jahre zuvor mit ihrem damaligen Koalitionspartner CDU/CSU regelmäßig in den Haaren lagen. Lindner galt in dieser Zeit als Fahnenflüchtiger. Aus Frust über mangelnde Strategie und Führung des früheren Parteichefs Philipp Rösler erklärte er Ende 2011 in Berlin seinen Rücktritt als Generalsekretär, so jedenfalls die Darstellung Lindners. Zuvor hatten Rösler und er sowie Daniel Bahr - die „Boygroup“ - Guido Westerwelle aus dem Spitzenamt gedrängt.
Der Absturz 2013 fegte die alten FDP-Spitzenkräfte fort. Und auch Lindner war nach seinem Rücktritt ein paar Monate abgetaucht. Im Frühjahr 2012 war die Zeit dann reif für ein grandioses Comeback. Mit smartem Auftritt, starken Reden und dem Gespür für die richtigen Themen führte er die in Umfragen totgesagte nordrhein-westfälische FDP auf 8,6 Prozent.
Konsequenterweise wurde er noch Ende 2013, im Jahr des Desasters der FDP, Bundesvorsitzender. Er trat einen schweren Gang an. Heute aber ist Lindner wieder der strahlende Hoffnungsträger der Liberalen. Schritt für Schritt führte er die Partei zurück in die Landtage. In Rheinland-Pfalz ist die FDP - zurzeit als einzige Regierungsbeteiligung - in einer Ampel mit SPD und Grünen.
Im Mai stehen die Wahlen in Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen an - Bewährungsproben für seinen Vize Wolfgang Kubicki und für ihn ganz persönlich. Die Chancen stehen gut. Allerdings handelten sich beide Kritik ein, weil sie danach für den Bundestag kandidieren und quasi nur auf der Durchreise seien.
Lindner, der den Düsseldorfer Landtag immer auch als Bühne zur bundespolitischen Profilierung nutzte, weist dies zurück. Er habe diesen Weg schon frühzeitig angekündigt. Und klar sei auch: Ein Comeback im Bund führe nur über die Länder.
Der studierte Politikwissenschaftler, der mit einer Journalistin verheiratet ist und in der Nähe von Düsseldorf lebt, galt schon früh als Wunderkind der FDP. Mit 21 Jahren wurde der Fan schneller Autos jüngster Abgeordneter im Düsseldorfer Landtag, mit 25 Generalsekretär der Landespartei.
Der Mann aus dem bergischen Wermelskirchen redet pointiert und druckreif zu allen Themen - wenn es sein muss anderthalb Stunden lang ohne Manuskript. Seine Förderer waren Jürgen Möllemann, Westerwelle und Hans-Dietrich Genscher. Am liebsten will er noch 30 Jahre Politik machen. Aber dazu muss wohl erstmal der Wiedereinzug in den Bundestag am 24. September her.