Chronologie: Nach Mubarak gingen die Proteste weiter

Berlin (dpa) - Auch nach dem Sturz von Husni Mubarak 2011 und der Wahl des neuen ägyptischen Präsidenten Mohammed Mursi halten die Proteste gegen die Staatsführung in Kairo an.

30. Juni 2012: Mursi legt vor dem Verfassungsgericht seinen Amtseid ab. Bereits am Vorabend sprach er vor Zehntausenden Anhängern die Eidesformel. Der eigentliche Ort für den Schwur, das Parlament, war vom Militärrat aufgelöst worden, nachdem das Verfassungsgericht die Wahl für ungültig erklärt hatte.

2. August: Mursi bildet eine neue Regierung aus Technokraten, Islamisten und einigen Wunschkandidaten des mächtigen Militärs.

12. August: Mursi setzt Verfassungszusätze außer Kraft, mit denen seine Macht zugunsten des Militärs eingeschränkt wurde. Juristen kritisieren ihn wegen Überschreitung seiner Kompetenzen.

13. Oktober: Bei Protesten von Islamisten sowie Demonstranten aus dem linken und liberalen Spektrum auf dem Tahrir-Platz in Kairo werden rund 200 Menschen verletzt.

22. November: Mursi spricht dem Verfassungsgericht die Kompetenz ab, über die Rechtmäßigkeit des von Islamisten dominierten Verfassungskomitees zu entscheiden. Zugleich sichert er sich selbst das letzte Wort in praktisch allen politischen Fragen.

23./24. November: Die Empörung unter Mursis politischen Gegnern wächst. Hunderttausende gehen auf die Straße. Auch Ägyptens Richter protestieren, doch Mursi bleibt hart.

29. November: Im Eilverfahren peitscht das Verfassungskomitee seinen Entwurf für eine neue Verfassung durch. Das islamische Recht, die Scharia, soll wichtigste Quelle der Gesetzgebung bleiben. Die Massenproteste gehen weiter.

5./6. Dezember: Bei Straßenkämpfen in Kairo und Suez sterben sieben Menschen, fast 800 werden verletzt.

8. Dezember: Im Konflikt mit der Opposition gibt Mursi nach und annulliert seine Sondervollmachten.

15./16. Dezember: In zehn Provinzen beginnt die erste Abstimmungsrunde über den Verfassungsentwurf. Nach inoffiziellen Ergebnissen stimmen 56,5 Prozent der Wähler dafür. Die Opposition wirft den Islamisten Manipulationen vor und fordert eine Wiederholung der Abstimmung.

17. Dezember: Die Richter des Staatsrates wollen bei der zweiten Runde des Referendums in den restlichen 17 Provinzen nicht mehr Aufsicht führen. Bei der ersten Runde habe es keine ausreichenden Vorkehrungen für einen sicheren und geordneten Ablauf der Abstimmung gegeben.

18. Dezember: In Kairo protestieren Tausende gegen das Referendum.

21. Dezember: Islamisten und Oppositionelle gehen in der Hafenstadt Alexandria mit Steinen und Stöcken aufeinander los.

22. Dezember: Unter hohen Sicherheitsvorkehrungen beginnt die zweite und letzte Runde der Volksabstimmung über die neue Verfassung.

25. Dezember: Die Wahlkommission gibt das Endergebnis bekannt: 63,8 Prozent stimmten für die Verfassung. Binnen zwei Monaten muss nun ein neues Parlament gewählt werden.

13. Januar 2013: Ein Kassationsgericht in Kairo entscheidet, dass der Prozess gegen Mubarak neu aufgerollt wird. Der 84-Jährige war 2012 wegen Mitschuld am Tod von mehr als 800 Demonstranten während der Massenproteste Anfang 2011 zu lebenslanger Haft verurteilt worden.

25. Januar: Am zweiten Jahrestag der Revolution protestieren landesweit mindestens 500 000 Ägypter gegen Mursi und die neue islamistische Regierung. Die schwersten Ausschreitungen gibt es in Suez, wo neun Demonstranten erschossen werden.

26. Januar: In Kairo werden 21 Menschen wegen ihrer Beteiligung an Fußballkrawallen mit 74 Todesopfern in Port Said vor knapp einem Jahr zum Tode verurteilt. Gegen weitere 52 Angeklagte sollen die Urteile am 9. März fallen. Fans des Gastgebervereins Al-Masri hatten damals das Spielfeld gestürmt und waren mit Waffen auf Fans des Kairoer Vereins Al-Ahli losgegangen. Nach dem Urteil eskalierte in Port Said die Gewalt. Bei Zusammenstößen einer wütenden Menschenmenge mit Sicherheitskräften wurden mindestens 16 Menschen getötet.