Tote bei Randale in Kairo
Kairo (dpa) - Während des Deutschland-Besuchs von Präsident Mohammed Mursi ist es in Ägypten zu neuen Gewaltausbrüchen mit Toten und Verletzten gekommen. Demonstranten warfen am Mittwoch in Kairo Steine und Brandbomben auf die Polizei.
Zwei Demonstranten kamen ums Leben. Einer von ihnen wurde nach Informationen des ägyptischen Nachrichtenportals „youm7“ aus einem Minibus heraus beschossen. Am Mittwoch konzentrierte sich die Gewalt in der ägyptischen Hauptstadt auf das Viertel zwischen dem Nil-Ufer und dem Parlament, in dem auch die US-Botschaft liegt. Die Botschaft blieb wegen der schlechten Sicherheitslage erneut geschlossen.
Die Revolutionsbewegung 6. April distanzierte sich von den randalierenden Demonstranten. „Wir verurteilen jegliche Gewalt und Zerstörung in Namen der Revolution“, hieß es in einer Erklärung der Jugendbewegung. Gleichzeitig warf sie den regierenden Islamisten vor, diese hätten mit ihrer Politik zu einer Radikalisierung der Straße beigetragen.
Der islamistische Präsident Mursi versicherte nach einem Treffen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel in Berlin, der vor wenigen Tagen verhängte Notstand in Teilen des Lande sei nur vorübergehend. „Dies ist eine temporäre Maßnahme. Sie dient der Sicherheit der Einwohner, um kriminellen Überfällen ein Ende zu setzen. Mursi unterstrich, dass er demokratische Reformen in seinem Land vorantreiben will. „Ägypten wird ein Rechtsstaat sein.“
Oppositionsführer Mohammed ElBaradei forderte die regierende Muslimbruderschaft auf, eine Krisensitzung einzuberufen, zu der Vertreter der Opposition eingeladen werden sollten. Der Vorsitzende der Partei der Muslimbrüder, Saad al-Katatni, erklärte auf seiner Facebook-Seite, das Führungsgremium der Partei werde ElBaradeis Vorschlag diskutieren und dann eine Entscheidung fällen.
Auch in den drei östlichen Provinzen, in denen Mursi nach den schweren Krawallen vom Wochenende für einen Monat eine nächtliche Ausgangssperre verhängt hatte, waren die Menschen in der Nacht erneut auf die Straße gegangen. Der Gouverneur von Ismailia, Gamal Imbabi, reduzierte allerdings am Mittwoch laut Nachrichtenportal „Ahram Online“ die zunächst für neun Stunden verhängte Sperre auf drei Stunden zwischen 2.00 Und 5.00 Uhr. Der Gouverneur von Suez, Samir Eglan, sagte nach Angaben des Portals, in seiner Provinz könne die Ausgangssperre möglicherweise schon früher wieder aufgehoben werden.
Seit Dienstag seien landesweit mindestens 52 Menschen verletzt worden, teilte das Gesundheitsministerium mit. Die Mehrheit der am Vortag festgenommenen Demonstranten wurde nach Angaben der Staatsanwaltschaft wieder auf freien Fuß gesetzt. Für 30 Verdächtige wurde Untersuchungshaft angeordnet.