Die Gewalt geht weiter - Auswärtiges Amt rät von allen Ägypten-Reisen ab
Berlin (dpa) - Nach der Eskalation der Gewalt in Ägypten rät das Auswärtige Amt nun für das ganze Land von Reisen ab.
Der Krisenstab des Ministeriums habe sich für diesen Schritt „aufgrund der aktuellen Lage und der Unvorhersehbarkeit der Entwicklung“ entschieden, sagte Sprecher Andreas Peschke am Freitag in Berlin. Neu ist, dass nun auch von Reisen in die Urlaubsgebiete am Roten Meer um Hurghada und Scharm el Scheich abgeraten wird.
Eine Reisewarnung gibt es weiterhin nur für den Nordsinai und das ägyptische Grenzgebiet zu Israel. Vor Reisen nach Kairo, nach Oberägypten und in das Nildelta wird „dringend abgeraten“.
Das Auswärtige Amt geht davon aus, dass sich derzeit noch eine fünfstellige Zahl von Deutschen in Ägypten aufhält. Mitarbeiter der Botschaft sollten in Reiseorte entsandt werden, um für Fragen von Urlaubern zur Verfügung zu stehen, sagte Peschke.
Eine Reisewarnung spricht das Auswärtige Amt nur aus, wenn es eine akute Gefahr für Leib und Leben gibt. Das gelte bisher nur für den Nordsinai und das Grenzgebiet zu Israel, erläuterte Peschke. Für die Touristengebiete am Roten Meer könne man „noch von einer ruhigeren Lage sprechen“, sagte er. „Die weitere Entwicklung in Ägypten ist unvorhersehbar“, fügte er aber hinzu. Das US-Außenministerium hatte alle US-Staatsbürger in Ägypten am Donnerstagabend zum Verlassen des Landes aufgerufen.
Derweil haben nach dem Freitagsgebet Islamisten in mehreren Städten Ägyptens gegen Polizeigewalt und die Entmachtung von Präsident Mohammed Mursi demonstriert. Die Armee sperrte in Kairo, wo zahlreiche Opfer des Blutbads vom Mittwoch zu Grabe getragen wurden, mehrere Straßen und Plätze ab.
Die Muslimbrüder und andere islamistische Parteien hatten ihre Anhänger zu einem „Freitag der Wut“ aufgerufen. Am Mittwoch hatte die Polizei zwei Protestlager der Islamisten in Kairo gestürmt. Dabei und während der anschließenden Unruhen in mehreren Provinzen starben mehr als 600 Menschen.
Nach Angaben lokaler Medien kam es in einigen Moscheen nach dem Gebet zu heftigen Wortgefechten zwischen Gläubigen, die verschiedenen politischen Lagern angehören.