Europa sagt Guttenberg „Guttbye“

Berlin (dpa) - Europäische Zeitungen haben völlig unterschiedlich auf den Rücktritt von Verteidigungsminister Karl-Theoder zu Guttenberg reagiert. Die einen ordnen ihn als politisches Erdbeben ein, manche machen auch Witze.

Die schwedische Tageszeitung „Dagens Nyheter“ meint unter der Überschrift „Ein Doktor weniger“: „Wir sagen Guttbye.“ Das dänische Blatt „Politiken“ nimmt sich auf seiner Satire-Seite augenzwinkernd der 13 Vornamen Guttenbergs und seines Adelstitels an. Das Blatt nennt den abgetretenen Verteidigungsminister „Karl Theodor Maria Nikolaus Johann Sebastian Bach Jacob Philip Ytournel Franz Joseph Sylvester Freiherr von und zu Guttenberg an der Oder und dann geradeaus durch den Keller“.

Der „Tages-Anzeiger“ aus Zürich registriert: „Nach seiner Logik sind nicht Leistung und Rechtschaffenheit die entscheidenden Tugenden im öffentlichen Leben, sondern Auftritt, Glanz und Popularität.“ Die „Neue Zürcher Zeitung“ meint: „Vielleicht liegt die tiefere Tragik des Falles Guttenberg (...) darin, dass man erst jetzt, nach dem Rücktritt des deutschen Verteidigungsministers, auch so etwas wie Respekt für die Hauptperson empfinden kann. Zuvor war das beim besten Willen nicht möglich.“

Für die rechtsliberale spanische Zeitung „El Mundo“ (Madrid) beweist der Rücktritt, „dass es abgesehen von juristischen Konsequenzen auch eine politische Verantwortung gibt“. Die linksliberale römische Tageszeitung „La Repubblica“ fordert: „Liebe deutsche Freunde, gebt uns euren (Ex-)Verteidigungsminister, der abgeschrieben hat, und nehmt euch dafür unseren (Verteidigungsminister) Ignazio La Russa, der nicht abschreibt.“

Die Turiner Tageszeitung „La Stampa“ zollt Respekt: „Die Regierung scheint erschüttert, steckt das aber ein: So funktioniert eine Demokratie.“ Die französische Regionalzeitung „Dernières Nouvelles d'Alsace“ (Straßburg) meint: „Seine Haltung, für seinen Fehler gerade zu stehen, hat Format.“

Die russische Tageszeitung „Nesawissimaja Gaseta“ meint, „dass die Geschichte mit dem Plagiat nicht zufällig ans Licht kam“. Die russische Zeitung „Komsomolskaja Prawda“ meint: „Über diese traurige Geschichte (...) lachen unsere Beamten nur, deren Sünden so vielfältig und prächtig sind, dass ein Plagiat nur ein Splitter in einem Düngehaufen ist.“

Beim Fall Guttenbergs habe auch Machtpolitik der CDU eine Rolle gespielt, schreibt die niederländische Zeitung „de Volkskrant“: „Man hatte gehofft, Guttenbergs Popularität in den kommenden Wahlen in sechs Bundesländern benutzen zu können. Doch mit zunehmender Kritik ging das nicht mehr.“ Die konservative Wiener Zeitung „Die Presse“ argumentiert: „Offensichtlich hat die Bundeskanzlerin die falsche Strategie gewählt - ist ihr das politische Gespür abhanden gekommen?“