Reformationsjubiläum Evangelische Kirche: „Keine Luther-Heldenverehrung“
Berlin (dpa) - Die evangelische Kirche will bei den Feierlichkeiten zum Reformationsjubiläum die Figur Martin Luther auch kritisch beleuchten.
„Unsere Kirche hat das dieses Mal wirklich aufgearbeitet, das ist mir wichtig. Wir machen hier keine Luther-Heldenverehrung“, sagte die Botschafterin der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) für das Reformationsjubiläum, Margot Käßmann, am Montag im rbb-Inforadio.
Am Kirchenreformator sehe sie Seiten, die sie „unendlich bewundere“ - seine Bibelübersetzung oder seine Verdienste um die deutsche Sprache. Gleichzeitig kritisiere sie aber auch scharf dessen antisemitische Haltung oder sein Fehlverhalten gegen Frauen. Trotzdem wäre Luther auf dem Kirchentag heute ein „toller Redner“, auch wenn er anecken würde, sagte die ehemalige EKD-Ratsvorsitzende im RBB-„Inforadio“.
An diesem Montag beginnen in Berlin mit einem ökumenischen Gottesdienst offiziell die Feierlichkeiten zum 500. Jahrestag der Reformation. Bis zum Reformationstag im kommenden Jahr erinnert die EKD mit Hunderten von Veranstaltungen weltweit an den Thesenanschlag Martin Luthers 1517 in Wittenberg.
Der 31. Oktober 1517 gilt als Beginn der Reformation, in deren Verlauf sich die evangelische Kirche von der katholischen abspaltete. An diesem Tag veröffentlichte der Augustinermönch Luther 95 Lehrsätze zu den Themen Buße und Ablass.
Papst Franziskus reist an diesem Montag zum Reformationsgedenken nach Südschweden. Im Dom der Universitätsstadt Lund treffen sich 600 Lutheraner und Katholiken unter Leitung des Papstes sowie des Präsidenten des Lutherischen Weltbundes, Bischof Munib Younan, zum gemeinsamen Gebet. Nach der Liturgie macht sich Franziskus auf den Weg zu einem Event mit bis zu 10 000 Menschen im benachbarten Malmö. Am Dienstag (1. November) will er im Fußballstadion der Stadt eine Heilige Messe mit Tausenden Gläubigen feiern. Der Kurzbesuch gilt als starke Geste für die Ökumene.