Lkw-Maut deutet auf die Spur Festnahme im Mordfall Endingen
Endingen (dpa) - Sieben Monate nach dem Mord an einer Joggerin in Endingen hat die Polizei den mutmaßlichen Täter gefasst. Der 40 Jahre alte Lastwagenfahrer aus Rumänien soll die 27-Jährige vergewaltigt und getötet haben.
Der Mann lebt und arbeitet in der Umgebung von Freiburg, also nicht weit von Endingen entfernt. Das teilten Polizei und Staatsanwaltschaft heute mit. Der Mann soll außerdem im Januar 2014 eine 20 Jahre alte französische Studentin im österreichischen Kufstein missbraucht und umgebracht haben. Er sei am Freitag an seinem Arbeitsplatz festgenommen worden und sitze wegen des Verdachts des Mordes und der Vergewaltigung in Untersuchungshaft.
Ein DNA-Abgleich mit am Tatort gefundenen Spuren sei positiv ausgefallen, auch sein Handy sei zur Tatzeit Anfang November 2016 am Tatort in Endingen geortet worden, hieß es. Allerdings: „Der Beschuldigte hat die Tatvorwürfe bestritten“, sagte der Leiter der Staatsanwaltschaft Freiburg, Dieter Inhofer.
Dennoch sei Haftbefehl erlassen worden, dieser beziehe sich aber nur auf die Endinger Tat. Es sei rechtlich nicht möglich, „einen Ausländer, der im Ausland eine Straftat dieser Art zum Nachteil einer Ausländerin [...] begangen hat, vor ein deutsches Gericht zu stellen“.
Die Auswertung von Mautdaten aus Österreich hatte die Ermittler letztlich auf seine Fährte gebracht. „Die Spur Nummer 4334 hat uns zum Täter geführt“, sagte der Freiburger Polizeipräsident Bernhard Rotzinger. Weitere Details zu dem bislang nicht vorbestraften Mann nannten die Ermittler nicht.
Der Abgleich der Körperspuren von beiden Tatorten hatte früh ergeben, dass es sich um ein und denselben Täter handeln muss - aber nicht, wer es ist. In beiden Fällen wurden die Opfer laut Polizei mit einer Eisenstange erschlagen. Und weil nach der Tat in Österreich die Tatwaffe, eine spezielle Hubstange, gefunden worden war, die in Lastwagen zum Einsatz kommt, hatten sich die Ermittler schon recht früh auf die Fernfahrerbranche konzentriert.
Hinzu kam, dass beide Taten in Autobahnnähe und zudem jeweils an einem Sonntag geschahen, wenn für Lastwagen ein Fahrverbot herrscht, wie der Leiter der Sonderkommission „Erle“, Richard Kerber, sagte.
Nachdem aus den rund 50 000 Mautdatensätzen in Frage kommende Lastwagen und anhand der Hubstange das Fabrikat herausgefiltert worden waren, hatten die Ermittler Speditionen angeschrieben. „Konkretisiert hat sich die Spur zu dem jetzt Festgenommenen diesen Mittwoch“, sagte Kerber. Da habe sich eine Spedition zurückgemeldet, deren Lastwagen in Frage kamen, und Daten von mehreren Fahrern übermittelt. „Die Recherchen ergaben dann mehrere Indizien, die für eine Täterschaft des Festgenommenen sprechen.“
Seit dem Mord in Endingen haben die Ermittler laut Kerber knapp 4400 Hinweise verfolgt. „Es war kein Sprint, sondern es war ein Langstreckenlauf, den diese Soko „Erle“ in den letzten Monaten zurückzulegen hatte“, erläuterte der Leiter der Kriminalpolizei, Peter Egetemaier.
Im April hatten die Ermittler auch ein Phantombild eines Mannes veröffentlicht. Die Zeichnung war nach der Aussage einer Zeugin erstellt worden, die den Unbekannten am Tag des Mordes in der Nähe des Tatorts gesehen hatte. „Erhebliche Unterschiede zu ihm bestehen nicht“, sagte Kerber mit Blick auf den mutmaßlichen Täter. Gleich erkennen könne man den 40-Jährigen darauf aber auch nicht.
Erst am Donnerstag hatte die Polizei noch gemeldet, dass sie ihre Sonderkommission in eine kleinere Ermittlungsgruppe umgewandelt hat. „Den Ermittlern ist es in den zurückliegenden Monaten zwar gelungen, einen konkreten Tatzusammenhang zwischen den beiden Tötungsdelikten in Kufstein und Endingen herzustellen - allerdings besteht derzeit kein dringender Tatverdacht gegen eine bestimmte Person“, hatte es in einer Pressemitteilung geheißen. Am Freitag wurde dann der 40-Jährige festgenommen.
Rund drei Wochen vor der Tat in Endingen war im nahen Freiburg eine Studentin vergewaltigt und getötet worden. In diesem Fall sitzt ein junger Flüchtling in Untersuchungshaft. Für die Morde in Endingen und Kufstein kam er den Ermittlern zufolge als Täter nicht infrage, allerdings hatte das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung in der Region unter den Taten insgesamt stark gelitten. „Ich hoffe jetzt, dass unsere Region wieder mehr zur Ruhe kommen kann und dass das verletzte Sicherheitsgefühl sukzessive wieder heilen kann“, sagte Rotzinger.