Fitch kritisiert Euro-Krisenmanagement in Zypern
Frankfurt (dpa) - Die Ratingagentur Fitch hat scharfe Kritik am Krisenmanagement der europäischen Politik in Zypern geäußert. Das Vorgehen verdeutliche das ständige „Durchwursteln“ in der Euro-Schuldenkrise, heißt es in einer Mitteilung der Agentur vom Donnerstag.
Zudem bestehe die Gefahr, dass mit der geplanten
Belastung zyprischer Spareinlagen ein Präzedenzfall im Währungsraum
geschaffen werde, der Bankkunden in anderen Ländern verunsichern
könnte. Eine unmittelbare Auswirkung auf Bonitätsnoten der
Eurostaaten ergebe sich derzeit aber nicht.
Sollten Inhaber zyprischer Bankkonten tatsächlich zur Kasse
gebeten werden, wäre dies laut Fitch ein „beispielloser Vorgang“ mit
vermutlich langfristigen Folgen für den Bankensektor der Eurozone.
Doch selbst bei Verzicht auf die Abgabe bestünden Ansteckungsgefahren
im Währungsraum, weil die Belastung von Bankkunden von nun an als
geeignetes Mittel in der Euro-Rettung gelten könne. Die verfahrene
Lage in Zypern unterstreiche darüber hinaus die Notwendigkeit einer
Bankenunion mit einem Abwicklungsfonds und einer einheitlichen
Einlagensicherung.
Hart ins Gericht geht Fitch auch mit der seit Tagen vollzogenen
Sperrung zyprischer Bankkonten, wodurch Kapitalabflüsse verhindert
werden sollen. Dies sei faktisch eine Begrenzung des freien
Kapitalverkehrs im Währungsraum. Sollten weitere Maßnahmen ähnlicher
Art ergriffen werden, droht die Agentur damit, das
Konvertierungsrating („Country Ceiling Rating“) der Euroländer, mit dem der freie Austausch von Währung bewertet wird, den Prüfstand zu stellen. Hier verfügen derzeit alle Eurostaaten mit
Ausnahme Griechenlands über die Bestnote „AAA“. Laut Fitch kann eine
Abstufung des Konvertierungsnote Auswirkungen auf das wichtige
Länderrating haben.