Forscher: Exzess war Ergebnis politischen Machtspiels

Hannover (dpa) - Der jüngste Gewaltexzess im ägyptischen Fußball war nach Ansicht des Fan-Forschers Gunter A. Pilz das Ergebnis von politischen Machtspielen.

„Das hat weniger, fast gar nichts, mit typischen Fußball-Auseinandersetzungen zwischen Fans zu tun. Der Fußball in seiner großen Attraktivität wird hier benutzt, um politische Brutalitäten und Machtspiele durchzuführen“, sagte der Universitätsprofessor aus Hannover in einem Gespräch der Nachrichtenagentur dpa am Donnerstag.

„Vieles spricht dafür, dass eine kritische Opposition von der militärischen Diktatur eingeschüchtert und mundtot gemacht werden soll. Der Fußball wird da nur benutzt und tradierte Feindschaften nur aufgegriffen“, sagte Pilz. Fans seien instrumentalisiert worden.

Vor allem die Rolle der Sicherheitskräfte bewertet der Fan-Forscher kritisch. „Nach meinen Informationen waren rund 3000 Polizisten im Stadion sowie im Umfeld und haben sich das Ganze später fast nur angeschaut. Mit 3000 Polizisten hätte man, wenn man das gewollt hätte, den Spuk schnell beenden können.“

Pilz fordert bei der Aufarbeitung der Tragödie eine harte Linie. „Ich hoffe, dass Menschenrechts-Organisationen, Vereinte Nationen und Zivil-Gesellschaften nun massiv Druck auf die Machthaber ausüben. Das darf sich nicht wiederholen.“

Nach dem Fußballspiel in Port Said zwischen den Clubs Al-Masri und der Gastmannschaft Al-Ahli aus Kairo war es am Mittwochabend zu Gewaltexzessen gekommen. 71 Menschen starben, rund 1000 wurden verletzt.