Gabriel: Europa muss der Ukraine konkret helfen
Kiew (dpa) - Von der Putin-Residenz bei Moskau nach Kiew auf den Maidan: Der Antrittsbesuch in Russland führt Vizekanzler Sigmar Gabriel mitten in den russisch-europäischen Konflikt um die Ukraine.
In Kiew forderte Gabriel Europa auf, die wirtschaftlich und finanziell angeschlagene Ukraine mit konkreten Angeboten zu unterstützen. Der Vizekanzler schlug nach einem Treffen mit dem ukrainischen Regierungschef Arseni Jazenjuk vor, das Land könnte Strom nach Europa exportieren, unter anderem nach Polen. Allerdings fehlten entsprechende Netze.
Gabriel fügte hinzu, angesichts der dramatischen Lage in der Ukraine seien jetzt weniger Worte als vielmehr konkrete Vorschläge und Taten gefragt. Dies müsse man auch den Menschen in der Ukraine deutlich machen. Aus Sicht Europas gehe es darum, eine noch größere finanzielle Abhängigkeit der Ukraine von Russland zu vermeiden.
Der deutsche Vizekanzler lobte die Übergangsregierung in Kiew. Diese reagiere auf die Provokationen auf der Krim rational und sehr vernünftig. „Ich glaube, dass sie das sehr klug machen“, sagte Gabriel. Angesichts der dramatischen Lage müsse man dringend wieder zu einer normalen Konfliktbewältigungsstrategie im Dialog mit Moskau kommen. Unter Sanktionen würden in einer globalisierten Welt am Ende alle leiden.
Gabriel besuchte in Kiew den Maidan, den zentralen Schauplatz der jüngsten blutigen Zusammenstöße mit zahlreichen Todesopfern. Gabriel sprach mit umstehenden ukrainischen Bürgern und hörte sich die Schilderungen der Menschen von den dramatischen Ereignissen auf dem Platz an.
Mit Blick auch auf die vielen für die Opfer niedergelegten Blumen sagte Gabriel: „Das ist sehr bedrückend.“ Er habe sich nicht vorstellen können, dass es bei einer Revolution in Europa soweit habe kommen können. Als Lichtblick nannte der Bundeswirtschaftsminister die vielen Europa-Flaggen auf dem Maidan.
Gabriel war am Vortag bei einem Antrittsbesuch in Moskau mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin zusammengetroffen. Der Vizekanzler war das erste deutsche Regierungsmitglied, das sich seit Ausbruch der Krim-Krise mit dem Kremlchef traf.