GdP warnt vor Vorverurteilung in Netzwerken
Emden/Berlin (dpa) - Nach der überraschenden Wende beim Mord an der elfjährigen Lena in Emden warnt die Gewerkschaft der Polizei (GdP) vor Vorverurteilungen in Sozialen Netzwerken im Internet.
Nach Aufrufen im Netz war eine aufgebrachte Menschenmenge in der Nacht zu Mittwoch vor die Polizeistation gezogen. Dort habe sie für eine zusätzliche, unnötige und nicht zu akzeptierende Störung gesorgt, kritisierte der GdP-Bundesvorsitzende Bernhard Witthaut am Freitag in Berlin. „Wer hinter den Lynchaufrufen steckt, muss die volle Härte des Gesetzes zu spüren bekommen.“ Es dürfe nicht toleriert werden, dass „einige soziale Netzwerker glauben, in unserem Rechtsstaat Wild-West-Methoden wiederbeleben zu dürfen“.
Nach der Festnahme des mittlerweile wieder freigelassenen 17-Jährigen waren Anfang der Woche zunächst Hassparolen im Internet aufgetaucht und später von Passanten aufgegriffen worden. Als der Verdächtige beim Haftrichter vorgeführt wurde, hörten Augenzeugen Rufe wie „Hängt ihn auf, steinigt ihn“. In der Nacht zu Mittwoch belagerten dann rund 50 Menschen stundenlang das Emder Polizeihaus.
Am Freitag war der Jugendliche drei Tage nach seiner Festnahme überraschend aus der Untersuchungshaft entlassen worden. Aufgrund „neuer Ermittlungsergebnisse“ sei er als Täter auszuschließen, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft mit.