Gruppe von zehn Nato-Staaten stellt sich IS-Miliz entgegen
Newport (dpa) - Der Kampf gegen die Terrormiliz IS ist schwierig - politisch und militärisch. Auf dem Nato-Gipfel bildete sich eine Zehner-Gruppe, die den Kampf in die Hand nehmen will. Deutschland ist auch dabei.
Eine Gruppe von zehn Nato-Ländern unter Führung der USA und Großbritanniens will sich der Terrormiliz IS im Irak entgegenstellen. „Diese Nationen, die diese Bereitschaft gezeigt haben, haben hier sinnvollerweise verabredet, dass sie in Kontakt bleiben und die weiteren Maßnahmen miteinander besprechen“, sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel beim Nato-Gipfel im walisischen Newport. Der Allianz gehören neben den USA, Großbritannien und Deutschland auch Frankreich, Italien, Australien, Dänemark, Kanada, Polen und die Türkei an.
Merkel widersprach Berichten, wonach die Runde von den USA einberufen worden sei. Es sei eine gemeinsame Aktion gewesen, „die keiner Aufforderung bedurfte“.
Der scheidende Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen begrüßte das Engagement einzelner Mitgliedsstaaten mit Blick auf die US-amerikanischen Luftschläge gegen die Miliz. Als Bündnis wolle die Nato Ausbildungskapazitäten zur Verfügung stellen, um dem Irak unter einer neuen Regierung die Ertüchtigung seiner Armee zu ermöglichen.
Die US-Armee hatte in den vergangenen Wochen mehr als 100 Luftangriffe auf Stellungen der IS im Irak geflogen. Die Terrormiliz hatte zuvor erhebliche Gebiete in Syrien und im Irak unter ihre Kontrolle gebracht. Das Pentagon hatte jedoch immer betont, dass die US-Anstrengungen gegenwärtig nur ausreichten, um ein weiteres Vordringen der sunnitischen Terrorgruppe zu vermeiden. Um sie zu besiegen, sei eine größere Allianz vonnöten.
Britische Regierungsquellen legten Wert darauf, dass die Mitgliedschaft in der Allianz keineswegs bedeute, dass jedes Land militärisch aktiv werde. Deutschland hat bereits Munition an die irakischen Kurden geliefert. Großbritannien hat bisher Ausrüstungsgegenstände wie Helme und Schutzwesten geliefert.
US-Außenminister John Kerry und der britische Premier David Cameron schlossen erneut den Einsatz von Bodentruppen gegen den IS aus. Dies stelle für die USA „eine rote Linie“ dar, die nicht überschritten werden solle. Bei der Bildung eines breiten internationalen Bündnisses, um die von IS ausgehende Bedrohung letztlich zu zerstören, gebe es keine Zeit zu verlieren. Die Iraker müssten militärisch unterstützt und aus dem Ausland - etwa den USA und Europa - kommende IS-Kämpfer gestoppt werden. Die Geldquellen der Extremisten müssten trockengelegt werden, teilten Kerry und US-Verteidigungsminister Chuck Hagel mit.
Kurdische Einheiten begannen östlich der nordirakischen Stadt Mossul eine Welle neuer Angriffe auf Stellungen der IS-Terrormiliz. Mit Hilfe von US-Luftangriffen rückten die Peschmerga-Kämpfer weiter auf Mossul vor. Sie hätten rund 25 Kilometer östlich der Stadt mehrere Dörfer zurückerobert, meldete die Nachrichtenseite Shafaaq News. Dutzende IS-Kämpfer und zwei Peschmerga seien getötet worden.
Die IS-Extremisten beherrschen große Regionen im ölreichen Norden und im Westen des Landes. Mossul, rund 400 Kilometer nördlich von Bagdad, ist die zweitgrößte Stadt des Iraks. Die kurdischen Einheiten hatten ihre Offensive gegen die Dschihadisten im Nordirak vor rund einem Monat begonnen. Mitte August konnten sie den Mossul-Staudamm zurückerobern.
Im benachbarten Syrien kamen bei einem Luftangriff der Armee von Machthaber Baschar al-Assad in der Provinz Dair as-Saur offenbar 18 IS-Kämpfer ums Leben. Unter ihnen sei auch ein Amerikaner gewesen, berichtete die syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Die Dschihadisten, darunter Hunderte Kämpfer mit Pässen westlicher Länder, kontrollieren im Norden und Osten Syriens rund ein Drittel der Fläche des Landes.
Eine Gruppe britischer Islamisten in Syrien will einem Bericht der Zeitung „The Times“ zufolge wieder nach Hause. Die rund 30 jungen Männer hätten um Wiederaufnahme in ihrer Heimat gebeten und dazu Kontakt mit einem auf die islamistische Radikalisierung von Jugendlichen spezialisierten Forschungsinstitut des Londoner King's College aufgenommen. Großbritannien hatten vor kurzem die Gesetzgebung verschärft, um vor allem die Rückkehr von Terrorkämpfern zu verhindern.