Gysi und Wagenknecht warnen vor neuem Machtkampf
Berlin (dpa) - Vor zwei Jahren verhinderte Gregor Gysi eine Doppelspitze mit Sahra Wagenknecht in der Linksfraktion. Jetzt stellt sich die Machtfrage neu. Sie könnte alte Gräben in der Fraktion wieder aufbrechen lassen.
Nach der Wahl warnten die beiden Linken-Spitzenkandidaten vor einem neuen innerparteilichen Machtkampf. „Wir brauchen uns alle, und wir brauchen jetzt keine Kämpfe zwischen uns“, sagte Gysi vor der ersten Sitzung der neuen Bundestagsfraktion. Auch Wagenknecht machte deutlich, dass sie auf eine einvernehmliche Entscheidung über den künftigen Fraktionsvorstand setzt. „Ich hoffe nicht, dass das wieder zu Machtkämpfen und Zerreißproben führt.“
Die Linksfraktion entscheidet bei einer Klausur am 8. und 9. Oktober, ob Gysi die Fraktion weiter alleine führen soll, oder ob Wagenknecht als zweite Vorsitzende an seine Seite aufrückt. Bereits 2010 hatte die Linke ein Fraktionsstatut beschlossen, das die Bildung einer Doppelspitze vorsieht. Gysi hatte trotzdem bei der letzten Vorstandswahl 2011 Wagenknecht als Co-Chefin verhindert. Die frühere Wortführerin der Kommunistischen Plattform wurde damals nur zu einer von vier Stellvertretern Gysis gewählt.
Ihre Ambitionen auf den Fraktionsvorsitz gab Wagenknecht aber nicht auf. Am Rande der ersten Fraktionssitzung sagte sie:. „Ich hoffe, dass wir eine gute und vernünftige Lösung, die wirklich auch das Bild des Wahlkampfs widerspiegelt, finden werden.“ Was sie damit genau meint, erläuterte sie allerdings nicht. Die Linke war mit acht Spitzenkandidaten in den Wahlkampf gezogen, von denen Gysi und Wagenknecht klar herausstachen.
Die gebürtige Jenaerin wird vom linken Parteiflügel unterstützt. „Die Statuten sehen eine Doppelspitze vor“, sagte der niedersächsische Abgeordnete Diether Dehm der „Berliner Zeitung“ (Dienstag). Der nordrhein-westfälische Parlamentarier Andrej Hunko sagte, sowohl Gysi als auch Wagenknecht hätten einen herausragenden Wahlkampf geführt. „Eigentlich müssten die beiden eine Doppelspitze bilden.“ Der zu den Reformern zählende Abgeordnete Jan Korte sprach sich dagegen für Gysi als alleinigen Vorsitzenden aus. „Das hat er mehr als verdient“, sagte Korte.