Wahl des Ortes hat Symbolkraft Helmut Kohls Grab: Nah bei Gott, nah bei die Leut'
Speyer (dpa) - Helmut Kohls letzte Ruhestätte liegt in einem grünen Idyll mitten im Herzen der Domstadt Speyer. Es ist ein Platz an der Schnittstelle zwischen Kirche und säkularer Welt, umgeben von großen alten Bäumen, bunten Blumen und einem kleinen Spielplatz in der Nähe.
Nah bei die Leut', wie die Menschen hier sagen. Aber auch nicht allzu nah: Die Grabstelle des Altkanzlers liegt auf dem sogenannten Kapitelsfriedhof, am Rande des Adenauer-Parks.
Die etwa zehn mal acht Meter große Sandfläche ist erst vor wenigen Tagen gerodet worden und liegt noch brach. Vögel zwitschern, der Lärm der Straßen dringt nur gedämpft hierher. „Da ist Ruhe und Frieden“, sagt eine 68-jährige Frau, die in der Nähe wohnt und oft im Park ist. „Da ist er erlöst.“
Die Wahl des Ortes hat Symbolkraft. Zwar liegt Kohls Grab nicht in der Nähe des Domes, dem er sich besonders verbunden fühlte. Aber eine Verbindung zu der fast 1000 Jahre alten Kathedrale gibt es trotzdem. Kohl wird auf dem Friedhof des Domkapitels beigesetzt. Hier liegen Männer, die mit der Verwaltung der Kathedrale oder dem Gottesdienst zu tun hatten. Die Grabsteine der zuletzt gestorbenen Geistlichen sind nur wenige Meter von Kohls letzter Ruhestätte entfernt, die direkt an den Park grenzt.
Ebenfalls nur wenige Meter entfernt ist die Friedenskirche St. Bernhard, die Friedhofskirche des Domkapitels. Das Anfang der 50er Jahre in hellem und rotem Sandstein errichtete Gotteshaus entstand aus einem Geist heraus, der auch Kohls Politik geprägt hat. Sie wurde von Franzosen und Deutschen als „Symbol für Friede und Aussöhnung“ gebaut, wie es heißt. Bei der Grundsteinlegung 1953 waren Bundeskanzler Konrad Adenauer (CDU) und der frühere französische Ministerpräsident und Außenminister Robert Schumann dabei.
Damit Kohls Grab auf dem Gelände Platz findet, wurden einige Büsche und Teile eines Zauns entfernt, der den Friedhof vom Adenauer-Park abgrenzt. Auch drei Gedenksteine seien versetzt worden, berichtet der Sprecher des Bistums Speyer, Markus Herr. Nach seinen Worten hat die Kirche die Fläche für das Grab zur Verfügung gestellt. Um die übrigen Dinge - etwa vorbereitende Arbeiten und Grabpflege - kümmerten sich Stadt und Familie.
Stadtsprecher Nowack sagt, die städtische Friedhofsverwaltung erledige die Arbeiten im Auftrag des Domkapitels. Kohls Grab soll vom Park aus zugänglich sein, während es vom Kapitelsfriedhof wohl abgegrenzt wird. „Es bleibt aber Fläche des Domkapitels“, sagt Nowack. Wer die Kosten für die Pflege übernimmt, ist noch nicht entschieden. Oberbürgermeister Hansjörg Eger (CDU) hat lokalen Medien gesagt, die Stadt werde sich an der Pflege beteiligen. „Man muss es als Ehrengrab betrachten“, sagt Nowack. Die Stadt werde ihren Beitrag leisten. Eine Ratssitzung zu dieser Frage gab es noch nicht.
Dass Kohl nicht im Familiengrab in Ludwigshafen beerdigt werden soll, wo seine erste Frau Hannelore begraben ist, hat so manchen überrascht. In Speyer stößt die Entscheidung für den Kapitelsfriedhof auf unterschiedliche Resonanz. „Ich finde es schön“, sagt eine 68-jährige Parkbesucherin, die ihren Namen nicht nennen möchte. Aber dass Kohl unter lauter Geistlichen liege werde, wolle ihr nicht in den Kopf. „Er ist ja kein Papst oder sonstwas.“
Der zwischen befahrenen Straßen in Bahnhofsnähe gelegene Park ist ein beliebtes Ziel für Menschen, die Ruhe und Entspannung suchen oder nur für sich sein wollen. Eine junge Mutter sitzt mit ihrer sieben Monate alten Tochter auf einer Decke. Sie wohnt in der Nähe. „Ich kann verstehen, dass man hier seine letzte Ruhe haben will“, sagt die 31-Jährige. Und: „Ich hoffe, dass der Park so schön ruhig bleibt wie bisher.“