Hintergrund: Ägyptens Muslimbrüder relativ moderat
Berlin (dpa) - Die Muslimbruderschaft ist eine islamistische Bewegung, die in zahlreichen arabischen und westlichen Ländern aktiv ist. In Ägypten ist sie die größte und bestorganisierte Oppositionsbewegung - obwohl sie offiziell verboten ist.
Im Vergleich zu Strömungen in anderen Ländern gelten die ägyptischen Muslimbrüder als relativ moderat und friedlich. Allerdings streben auch sie eine islamisch-politische Ordnung an und verurteilen den westlichen Lebensstil. Über die Zahl der Anhänger gibt es keine sicheren Angaben.
Die Organisation ist hierarchisch strukturiert und verfügt dem Verfassungsschutz zufolge über verschiedene Gremien wie beratende Versammlung, Generalversammlung und Exekutivrat. Gegründet wurde sie 1928 von dem ägyptischen Volksschullehrer Hassan al-Banna, der den Westen als existenzielle Bedrohung für den Nahen Osten wahrnahm. Al-Banna wurde 1949 von der ägyptischen Geheimpolizei auf offener Straße erschossen und gilt vielen als Märtyrer.
Die Muslimbrüder verstehen den Islam als untrennbare Einheit von Politik und Religion und das islamische Recht (Scharia) als politisches und gesellschaftliches Ordnungsprinzip. Ihr Erscheinungsbild ist vielfältig. Während sie in Ägypten wie eine Partei auftreten und sich für mehr soziale Gerechtigkeit einsetzen, handeln Muslimbrüder in anderen Staaten im Untergrund und werden von den Sicherheitsbehörden scharf verfolgt.
Das Verhältnis der Mutterorganisation zur Gewalt ist laut Verfassungsschutz zwiespältig. Während sie Anschläge wie den vom 11. September 2001 wegen der vielen unschuldigen Toten verurteilt, sieht sie Selbstmordattentäter im Palästinakonflikt als Märtyrer. In Ägypten bekennt sich die Muslimbrüderschaft zum Gewaltverzicht.