Hintergrund: Beteiligung oft rückläufig - nun verbessert
Berlin (dpa) - Bei den meisten Landtagswahlen der vergangenen Jahre war die Beteiligung rückläufig. In Sachsen-Anhalt belief sie sich diesmal immerhin auf gut 50 Prozent - eine deutliche Steigerung, nachdem sie 2006 auf einen historischen Tiefpunkt gefallen war.
Damals gaben nur 44,4 Prozent der Wahlbürger ihre Stimme ab, weniger als je zuvor bei einer Landtagswahl in Deutschland seit Kriegsende. Oft brach das Interesse der Bürger auch zweistellig ein - zuletzt 2006 in Sachsen-Anhalt (minus 12,0 Prozentpunkte), Mecklenburg-Vorpommern (minus 11,5) und Berlin (minus 10,6). Deutliche Steigerungen gab es 2009 in Brandenburg und Schleswig-Holstein, weil gleichzeitig Bundestagswahlen stattfanden. Das Superwahljahr 2011 begann mit erneuter Wahlmüdigkeit in Hamburg. Im Westen hält Baden-Württemberg mit 53,4 Prozent im März 2006 die rote Laterne.
Geht man in den Statistiken bis Anfang 1990 zurück, so wuchs die „Partei der Nichtwähler“ bei 53 von 76 Wahlgängen (ohne erste Wahlen 1990 in Gesamtberlin und Ostdeutschland). Addiert man alle Wahlberechtigten und Wähler in den Ländern seit der Wiedervereinigung 1990, so ergibt sich eine durchschnittliche Beteiligung von etwa 64 Prozent. In den 90er Jahren lag sie bei 69,1 Prozent, in den 80ern noch bei etwa 77,5 Prozent, in den 70ern knapp über 80 Prozent.
Eingesetzt hatte das rückläufige Interesse in den 1960er Jahren. Die repräsentativen Wahlstatistiken belegen, dass die Beteiligung mit zunehmendem Alter der Wahlberechtigten steigt. Die Motive der oftmals jungen Nichtwähler reichen von Desinteresse über mangelndes Vertrauen in die Parteien bis Verdruss. Appelle der Politiker, verstärkt vom Wahlrecht Gebrauch zu machen, fruchteten wenig. Als einigermaßen sicherer Weg zu einer regeren Beteiligung an Landtagswahlen hat sich bislang nur die Zusammenlegung mit der Bundestagswahl erwiesen.