Hintergrund: Bürgerwehren
Kiew (dpa) - In der Ukraine ruft der Oppositionspolitiker Vitali Klitschko zur Bildung von Bürgerwehren auf. Sie sollen Regierungsgegner vor Schlägerbanden schützen. Die Gegenseite rüstet mit einer Ukrainische Front genannten eigenen Organisation auf.
Bürgerwehren haben in Europa eine lange Geschichte. Im Mittelalter wurden sie meist befristet zur Verteidigung der Städte aufgestellt. Mit dem Aufkommen stehender Heere im 18. Jahrhundert verloren viele dieser Milizen ihre militärischen Aufgaben. Sie lösten sich auf oder übernahmen polizeiliche und Verwaltungsaufgaben, etwa die Kontrollen von Personen oder das Eintreiben von Steuern.
Im Revolutionsjahr 1848 führte der Ruf nach einer allgemeinen Volksbewaffnung vor allem in Süddeutschland zur Bildung neuer Bürgerwehren. Nach dem Ersten Weltkrieg organisierten meist ehemalige kaiserliche Soldaten Bürgerwehren gegen revolutionäre Bestrebungen.
Aktuell spielen Bürgerwehren in Deutschland keine Rolle. Nur vereinzelt organisierten sich Bürger zum Schutz vor Verbrechen, wenn sie die Polizei als überfordert ansahen. In Staaten wie Mexiko spielen Bürgerwehren dagegen regional eine wichtige Rolle beim Schutz der Bevölkerung vor der Drogenmafia. In Ländern wie Ungarn und der Slowakei machten Bürgerwehren Front gegen Minderheiten wie die Roma.