Hintergrund: Die Kurden

Berlin (dpa) - Die Kurden sind ein Volk von rund 25 Millionen Menschen ohne eigenen Staat. Ihr Siedlungsgebiet ist mit rund 500 000 Quadratkilometern etwa so groß wie Frankreich.

Die meisten Kurden leben in der Türkei (mindestens 12 Millionen), im Irak (knapp 5 Millionen, im Iran (rund 5,5 Millionen) und in Syrien (bis zu 1,3 Millionen). Weitere Kurden siedeln in Armenien und Aserbaidschan.

In der Türkei kämpft die verbotene Arbeiterpartei Kurdistans (Partiya Karkeren Kurdistan, PKK) seit 1984 mit blutigen Angriffen und Bombenanschlägen für einen eigenen Staat oder zumindest für Autonomie. In dem Konflikt starben bislang bis zu 40 000 Menschen. Die Europäische Union stuft die PKK und Nachfolgeorganisationen als Terrorgruppen ein. Im Zuge der EU-Beitrittsgespräche gab Ankara den Kurden mehr kulturelle Rechte, Zugeständnisse für mehr Autonomie blieben aber aus. Immer wieder kommt es zu Angriffen kurdischer Extremisten auf türkische Sicherheitskräfte.

Der Nordirak gilt als PKK-Rückzugsgebiet. Mehrfach griff die türkische Armee dort vermutete Kurdenstellungen an. Seit dem Ende der Herrschaft von Saddam Hussein können die irakischen Kurden ihre Angelegenheiten in einem Autonomen Gebiet weitgehend selbst regeln. Ihr Siedlungsgebiet birgt reiche Öllagerstätten. Wirtschaftliche Fortschritte konnten die Lage der Kurden in dem vom blutigen Machtkampf zwischen Sunniten und Schiiten erschütterten Staat deutlich verbessern. Tausende syrische Kurden flohen vor den Kämpfen in ihrem Heimatland in den Nordirak.

Die syrischen Kurden leben überwiegend im Norden des Landes entlang der Grenze zur Türkei. Teile der Kurden schlossen sich dem Widerstand gegen Präsident Baschar al-Assad an, andere halten zu ihm. Von einer neuen Führung in Damaskus versprechen sich die Assad-Gegner mehr kulturelle Rechte und Autonomie. Der im schwedischen Exil lebende Kurde Abdel Baset Saida führt seit Juni den oppositionellen Syrischen Nationalrat (SNC). Nach Angaben der syrischen Kurdischen Zukunftsbewegung kontrolliert die PKK inzwischen Teile Nordsyriens. Viele führende Köpfe der PKK sind syrische Kurden. Der seit 1999 in der Türkei eine lebenslange Haftstrafe verbüßende Ex-PKK-Chef Abdullah Öcalan lebte jahrelang unbehelligt in Damaskus.