Hintergrund: Die Machtverteilung im Irak
Bagdad (dpa) - Schiiten, Sunniten und Kurden leben im Irak in einer fragilen Balance. Das politische System des Landes versucht, mit einer konfessionsgebundenen Ämtervergabe Stabilität zu garantieren.
Die Methode ist zwar nicht in der Verfassung verankert, aber seit 2005 politische Praxis: So erhält ein Sunnit das Amt des Parlamentspräsidenten, Staatspräsident wird ein Kurde und Ministerpräsident ein Schiit. Eine ähnliche Regelung gibt es im Libanon.
Ende April hatten die Iraker ein neues Parlament gewählt. Die Rechtsstaats-Allianz von Ministerpräsidenten Nuri al-Maliki ging abermals als stärkste Kraft hervor - dennoch brauchte er Koalitionspartner für eine neue Regierung.
Gemäß der Verfassung bestimmten die neu gewählten Abgeordneten zunächst einen Parlamentspräsidenten. Ende Juli wählten sie dann nach langem Tauziehen den 76 Jahre alten kurdischen Politiker Fuad Massum zum neuen Präsidenten des Landes.
Laut Verfassung hätte der Staatschef bis zum vergangenen Donnerstag den größten Parteienblock mit der Regierungsbildung beauftragen müssen. Um mehr Zeit zu bekommen, verlängerte er diese Frist um drei Tage bis zum Sonntag. Er argumentierte dabei, das dreitägigen Fest des Fastenbrechens (Eid al-Fitr) dürfe bei der von der Verfassung vorgeschriebenen Frist nicht mitgezählt werden. Auch die verlängerte Frist lief ergebnislos aus.
Am Montag beauftragte Massum schließlich überraschend den schiitischen Politiker Haidar al-Abadi mit der Regierungsbildung. Er stammt aus derselben Partei wie Al-Maliki.