Hintergrund: Kriterien für die AKW-Überprüfung

Berlin (dpa) - Mit einem langen Maßnahmenkatalog soll die Reaktorsicherheitskommission (RSK) bis Mitte Mai die 17 deutschen Atomkraftwerke umfassend überprüfen. Das kann für einzelne Anlagen das Aus bedeuten, falls als Ergebnis des Stresstests eine teure Nachrüstung notwendig werden sollte.

Bis zu 100 Fachleute werden in den nächsten sechs Wochen die Ergebnisse zu jedem AKW erarbeiten. Die Deutsche Presse-Agentur gibt einen Überblick über den Prüfkatalog.

GRUNDSÄTZLICHE KRITERIEN

- Überprüfung, ob die Kühlung der Brennelemente sowohl im Reaktordruckbehälter als auch im Brennelementlagerbecken bei bisher nicht zu erwartenden Ereignissen eingehalten werden kann - und ob die Freisetzung radioaktiver Stoffe begrenzt werden könnte.

- Reaktionsmöglichkeiten, wenn die Kühlung der Brennelemente sowohl im Reaktordruckbehälter als auch im Abklingbecken ausfällt, es keinen Strom gibt oder eingetretene massive Brennelementschäden bis zur Kernschmelze führen.

- Notstromversorgung, Personalverfügbarkeit in Notfällen, Wasserstoffbildung und Explosionsgefahr und was passiert, wenn das AKW wegen zu hoher Strahlenbelastung nicht mehr betreten werden kann.

THEMA ERDBEBEN

- Überprüfung der Standorte auf Erdbebensicherheit.

- Erhalt der Funktionen bei einem besonders starken Erdbeben.

- Überprüfung von Folgeschäden mit Blick auf Anstieg bzw. Absinken des Flusspegels, Brand, Kühlmittelverlust, Überflutung, Zerstörung der Infrastruktur, Beeinträchtigung der Personalverfügbarkeit.

THEMA HOCHWASSER

- Überprüfung der Anlagen auf potenzielle Schäden durch bisher nicht einkalkuliertes Hochwasser - zum Beispiel wegen Staudammbrüchen, extremer Sturmflut, Tsunamis oder der Auswirkungen von Treibgut. Dabei soll die mögliche Zerstörung der Infrastruktur und fehlendes Personal berücksichtigt werden.

- Überprüfung der Auswirkungen auf Notfallmaßnahmen bei Überschreitung der in der AKW-Auslegung vorgesehenen Wasserhöhe.

THEMA FLUGZEUGABSTURZ/TERRORATTACKEN

- Überprüfung des Erhalts der Funktionen beim Absturz eines Verkehrs- oder Militärflugzeugs. Dabei sollen unterschiedliche Absturzszenarien berechnet werden, je nach Flugzeugtyp, Geschwindigkeit, Beladung oder Aufprallort.

- „Bauliche Reserven“ beim Einschlag eines Flugzeugs - also eine Überprüfung, ob die Betonhüllen dick genug sind.

- Auswirkungen eines Kerosinbrands.

- Wirksamkeit einer räumlichen Trennung, etwa des Leitstands vom Reaktor.

- Folgen eines radioaktiven Lecks nach einem Absturz.

THEMA AUSFALL KÜHLUNG/NOTSTROM

- Überprüfung der Folgen eines stationären Blackouts von mehr als zwei Stunden etwa mit Blick auf die Batteriekapazitäten.

- Überprüfung eines langen Notstromfall von mehr 72 Stunden im Hinblick auf die Dieselversorgung (Kraftstoff, Öl, Kühlwasser)

- Reparatur oder Ersatz von Dieselaggregaten durch alternative Notstromversorgung (Gasturbine, Wasserkraftwerk).

- Folgen eines Ausfalls der Nebenkühlwasserversorgung im Hinblick auf andere Kühlmöglichkeiten wie Brunnenkühlung.