Reaktorexperte kritisiert Röttgens Prüfprogramm

Berlin (dpa) - Der langjährige Abteilungsleiter für Reaktorsicherheit im Umweltministerium, Wolfgang Renneberg, hält die Prüfmaßnahmen für die 17 deutschen Atomkraftwerke für unzureichend.

In einer Analyse kommt Renneberg zu dem Schluss, dass die Reaktorsicherheitskommission (RSK) keine Risikoanalyse der deutschen Kernkraftwerke vornehmen werde, sondern vor allem externe Gefahren wie starke Erdbeben oder Flugzeugabstürze in den Fokus nehme.

Die bestehende Sicherheitsauslegung der Atomkraftwerke und der technische Sicherheitszustand der Anlagen würden nicht geprüft, schreibt Renneberg in der Analyse im Auftrag der SPD. Alle Erkenntnisse zu Flugzeugabstürzen seien bereits lange bekannt.

Der Zeitraum der Untersuchung lasse zudem eine methodisch belastbare Überprüfung nicht zu. „Die Nachvollziehbarkeit der Ergebnisse ist deshalb von vornherein infrage gestellt“, so Renneberg, der von 1998 bis 2009 Abteilungsleiter im Umweltministerium war. Innerhalb der zur Verfügung stehenden Zeit werde es unmöglich sein, alle Daten seriös zu überprüfen, letztlich müssten die Prüfer auch auf Daten der Betreiber vertrauen.

Umweltminister Norbert Röttgen (CDU) hatte am Donnerstag zusammen mit dem RSK-Vorsitzenden Rudolf Wieland das Prüfprogramm vorgestellt. Allerdings ist klar, dass angesichts der Kürze der Zeit zunächst nur grundlegende Fragen geklärt werden können, weitere Risikoanalysen nach dem dreimonatigen Moratorium sind möglich. Da noch einmal das Risiko von Flugzeugabstürzen in diversen Facetten beleuchtet werden soll, könnten besonders die sieben ältesten AKW vom Aus bedroht sein.

Renneberg kritisiert, dass etwa auch Störfälle, die bei Lastwechseln in Folge der Einspeisung von Wind- und Solarstrom auftreten könnten, nicht berücksichtigt würden. Da die Atomkraftwerke sich der schwankenden Ökostromeinspeisung anzupassen haben, müssen sie verstärkt herauf unter herunter gefahren werden.