Hintergrund: Milliardenschwere russisch-türkische Projekte
Moskau/Ankara (dpa) - Wenn Russland und die Türkei sich nach monatelanger Eiszeit wieder arrangieren, hat das auch handfeste wirtschaftliche Gründe. Vor allem im Energiebereich verbinden die beiden Länder milliardenschwere Initiativen.
Besonders interessant für EU-Mitglieder ist dabei das Projekt Turkish Stream zum Transit russischen Erdgases durch das Schwarze Meer nach Südeuropa.
Die Pipeline soll vom russischen Küstenort Anapa über die Türkei bis nach Griechenland weitergebaut werden. Die beiden geplanten Stränge haben eine Gesamtkapazität von 32 Milliarden Kubikmetern. Nach Deutschland ist die Türkei der größte Abnehmer russischen Gases.
Ein bilaterales Megaprojekt ist auch das Atomkraftwerk Akkuyu, das Russland derzeit an der Südküste der Türkei baut. Das Vorhaben hat Moskauer Medien zufolge ein Volumen von rund 20 Milliarden US-Dollar. Nach Fertigstellung betreibt Moskau den Reaktor vorerst selbst und hat von Ankara lukrative Zusagen für die Stromabnahme erhalten.
Auch im Geldgeschäft sind die Verbindungen eng. Die türkische DenizBank gilt seit 2012 als wichtigste Auslandsinvestition von Russlands größtem Geldhaus Sberbank. Allerdings hält sich der Gewinn für Moskau Analysten zufolge in Grenzen. Umgekehrt ist Russland für die Türkei ein bedeutender Markt für den Obst- und Gemüse-Export.
Für die türkische Tourismusbranche dürfte das Ende der Eiszeit ein Lichtblick sein. Russen gehörten vor der Krise zu den wichtigsten Urlaubergruppen in der Türkei. Nachdem Moskau die Charterflüge einstellte, brachen die Besucherzahlen fast völlig ein. Im Juni ging die Zahl verglichen mit dem Vorjahresmonat um 93 Prozent zurück.